WMR44 – Back in the Metaebene

Nachdem Max endlich aus San Fransico wieder da war, haben wir uns beeilt, endlich wieder zu senden. Diesmal aus organisatorischen Gründen wieder aus der Metaebene. Schon auf dem Weg zum Studio bemerkte ich überall Leute, die dicke Boxen auf die Straßen gestellt hatten und sich zum Public Listening versammelten. Manche tanzten aus Vorfreude. Die UEFA war wahnsinnig genug während unseres Live-Poccasts eine Viertelfinalspiel anzupfeiffen, aber hey, das ist ja deren Problem. Die Quoten müssen echt mies gewesen sein.

Klar, denn wir hatten schließlich nicht irgendwen zu Gast, sondern Großmeister Anatol Stefanowitsch, Linguist und irgendwie auch Netzmensch. Mit ihm resümierten wir die Themen der vergangenen Wochen.

Dieser Eintrag wurde von mspro veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen zum Permalink.

14 Gedanken zu „WMR44 – Back in the Metaebene

  1. Beim Spacken gibt es eine andere Herkunftsthese, derzufolge es nicht ableistisch wäre, angeblich ist es norddeutsch/platt für einen dürren, mageren Mensch. Vgl. auch hier: http://de.wiktionary.org/wiki/spack

    Ansonsten würde ich für den nächsten Podcast über Selbstbezeichnungen vorschlagen, dass die Leute, mit denen argumentiert wird, auch selbst eingeladen sind. „Es gab Brandbriefe von Leuten, die…“ und „In den USA laufen aber Leute herum, die sich selbst…“ aus zweiter (nichtbetroffener) Hand finde ich immer schwierig, da ist für mich der Informationsgehalt in einem Podcast auch nicht so hoch. (Abgesehen von dem grundsätzlichen Unterschied zwischen Selbst- und Fremdbezeichnungen, aber angenommen, es gibt (tatsächliche oder angebliche) Differenzen innerhalb der Betroffenengruppe.) Sinnvoller als *sich* zu fragen, ob eine angebliche Selbstbezeichnung nicht von außen aufgedrängt wurde, ist es doch, die Leute zu einzuladen, über die man spekuliert ;).

  2. Zum Thema Obdachlosigkeit in San Francisco: In den letzten 10 Jahren hat sich das in meiner Wahrnehmung nicht wesentlich verändert. Ich würde also mal nicht davon ausgehen, dass die Wirtschaftslage damit viel zu tun hat.

    Nach meiner ersten SF WWDC ging es mir übrigens ähnlich wie Max. Ich hab dann allerdings für mich festgestellt dass ich deutsche Obdachlose einfach viel mehr ausgeblendet habe. Vermutlich weil ich hier die Alltagsfilter an habe und nicht die „Urlaub/Reise“-Neugierigkeit. Vielleicht auch weil hier weniger offensiv nach ner Mark gefragt wird.

  3. Zum Thema „Sprache und Rassismus“: Ich denke dass dieses „Wir nennen uns so aber die Aussenstehenden dürfen das nicht“ gedöns gar nicht so besonders ist. Gibt es ja auch beim Begriff „Nerd“.

  4. Der SHUFA-Arugumentation konnte ich nicht ganz Folgen. Je mehr ein Prädiktor reine Korrelation ist und keinen inhaltlichen Bezug zum Kriterium hat, desto unfairer ist er doch. Ich wollte nicht einen Kredit nicht bewilligt bekommen, weil Vanilleeis-Esser Kredite schlechter zurückzahlen. Und die SHUFA kann natürlich die Erhöhung der False Positives in Kauf nehmen, wenn gleichzeitig die False Negatives stark sinken.

    Insofern gibt es doch sich widerstreitende Interessen: Ein Individuum möchte möglichst hohe Einzefallgerechtigkeit und die SHUFA möchte in toto den besten Schnitt machen. Ein Erhöhung der False Positives um den Faktor 2 wäre z. B. dann akzeptabel, wenn gleichzeitig die False Negatives um den Faktor 5 sinken.

    Zum Thema Dunkelhäutigkeit: Im wahren Leben ist mir noch nie jemand begegnet (ich kenne vor allem schwarze Amerikaner), der sich selbst als People of Colour bezeichnet hätte. Die reden alle von Schwarz. PoC kenne ich nur aus einem akademischen Gender-Kontext. Schwarz erscheint mir auch deshalb am besten, weil es das logische Pendant zu Weiß bildet und daher die Gleichwertigkeit betont. Es heißt schließlich auch nicht People without Colour.

    • Du hast natürlich recht, dass eine Verringerung der False Negatives bei der Schufa (und den Banken) im Fokus steht. Aber nehmen wir an, die Bank hat ein festes Budget zur Kreditvergabe (so weit ich weiß, läuft das so) hat die Senkung der False Negatives eine Freisetzung unvergebenen Kapitals zur Folge, dass wiederum verteilt wird, also somit gleichzeitig eine Senkung der False Positives.

      Einzelfallgerechtigkeit ist mit korrelativen Verfahren eh nicht drin. Nur eine Verringerung der Anzahl der Einzelfallungerechtigkeiten. Und die sehe ich hier. Kein Interessenkonflikt, also.

  5. Thema „TabulaTabs“: Ich persönlich finde ein Geschäftsmodell „1x zahlen für eine sinnvolle Software + Abo-Zahlung für eine laufende Zusatzleistung“ völlig ok. Bei mspros Haltung hörte ich größtenteils die „Kostenlos“ Haltung heraus, auch wenn er am Schluss sagte, dass er Abozahlungen völlig ok fände und er obiges Muster nur im Sinne einer Absatzmaximierung nicht anwenden würde.
    Dass man eine App, die man schon mal gut fand, sofort löschen würde, wenn ein optionalesFeature hinzukommt, welches aufgrund seiner Natur (Server-Betrieb) mit einer regelmäßig erhobenen Gebühr bezahlt werden muss, kann ich gar nicht nachvollziehen. Dagegen gibt es durchaus Apps, bei denen man sich abgezockt fühlt – da muss die App weg; aber das ist bei dem, was @max343 progonsotzierte doch kein Verdacht!

    @Barney: : Ein False Negative müsste für die Bank eine Anzahl False Positives aufwiegen, nicht umgekehrt, oder? Denn ein False Negative bedeutet höhere Kosten (bis zum Ausfall eines Kredits) als ein False Positive (entgangener Gewinn eines nicht abgeschlossenen Kreditgeschäfts). Also wird die Agentur vermutlich lieber etwas zu scharfe als zu schwache Kriterien wählen.
    Aber in jedem Fall ist das aus Sicht der Bank alles nur Statistik. Für die „Stichprobe“ ist das natürlich nicht immer gerecht. Die Zeiten, in denen „Bank“ ein positiv besetzter Begriff war, sind längst vorbei.

    • tschoss, mir ging es weniger um abomodell oder nicht abomodell, sondern um das weglassen des automatischen syncs. ohne automatischen sync ist das produkt beinahe nutzlos, finde ich.

  6. Zur Schufa-Diskussion. An sich finde ich die Schufa ja OK, vor allem wenn man bedenkt, was passieren kann wenn man so einen Institution nicht hat, s. USA, Finanz- und Immobilienkrise. Allerdings finde ich es problematisch, dass nicht klar ist, wie die Ausfallwahrscheinlichkeit wirklich berechnet wird und man hat fast keine Chance, wenn bei einem selbst etwas falsch gemacht wird. Da eine Auskunft aber mittlerweile bei vielen Dingen (Telefon, Wohnung, …) abgefragt wird, kann dies massive Auswirkungen auf das eigene Leben haben!

    Das mit Korrelation und Kausalität habe ich nicht kappiert, obwohl ich der Meinung bin, zu wissen was der Unterschied ist. Erst einmal sind doch viele von den Kriterien allenfalls korreliert (Wohngegend – Kreditausfall). Verstehe ich mspro richtig, dass dies zu Kausalität wird, weil man aufgrund der Korrelation einen Kredit gewährt oder nicht?

    mspro schwang dann auch schnell zur False-Positives / False-Negatives (mir ist nicht ganz klar, welcher Fall in diesem Zusammenhang welcher ist) Argumentation über. Ich denke auch, dass dies der eigentlich entscheidende Punkt ist. Beide Fälle sind schlecht. In dem einen Fall vergibt die Bank keinen Kredit obwohl das Risiko gering wäre und verliert dadurch ein Geschäft. Im anderen Fall macht sie Verluste. (Und man kann dies natürlich auch von der Perspektive des (potentiellen) Kreditnehmers aus betrachten).
    Für die ganze Analyse und die Erstellung eines Scores gibt es aber ein Problem, einen blinden Fleck: Aufgrund der Bewertung erhält jemand keinen Kredit. Diese Bewertung war aber falsch, er hätte problemlos den Kredit zurückgezahlt. Die Anzahl jener Fälle (entweder False-Positive oder False-Negative, wie gesagt, mir ist nicht klar welche was beschreibt) für die dies zutrifft, ist nicht ermittelbar!

  7. @Dirk Ja genau, es wird zur Kausalität. Zwischen Wohngegend und Zahlungsfähigkeit besteht nur ein korrelativer Zusammenhang, da ein Millionär ja nicht automatisch arm wird, weil er in eine „schlechte“ Gegend zieht. Zwischen Kreditbewilligung und Wohnort besteht allerdings ein kausaler Zusammenhang, da der Wohnort zu einer Kreditablehnung führt. Wenn also jemand sagt, er habe wegen seines Wohnortes keinen Kredit bekommen, stimmt das durchaus. Was man ihm höchstens entgegen halten könnte ist, dass die Gewichtung des Wohnortes vermutlich weit geringer ist, als die des Einkommens oder früherer Kredite.

    @mspro Wenn das Budget tatsächlich festgelegt ist, hast du recht.

  8. Nur eine Kleinigkeit: eigentlich seid Ihr ja die Guten, und über jeden Zweifel erhaben, aber ich wollte doch kurz diese meine Gefühle mit Euch teilen:
    „…Hörertreffen…“ – oh, cool (aber wahrscheinlich zu weit weg)
    „…HörerInnentreffen…“ – YAY, ich bin sogar tatsächlich auch gemeint!
    „…in Max’s Stimme verliebt…“ -äh, ja, achso. Als Groupie. WTF? Mich interessieren eigentlich die Themen und so… No offense für Max’s Stimme, though. Aber gkrmbl.

    Ansonsten eine sehr schöne Folge, vielen Dank an euch und Anatol!

Schreibe eine Antwort zu msproAntwort abbrechen