WMR62 – Kapitalismus: Chancen und Risiken

Nach dem Debakelpodcast vom letzten Mal haben wir uns wieder zusammengerauft und reumütig einen neuen Versuch gemacht, zu zweit zu podcasten. Und zwar draußen und mit Bier! Und was sollen wir sagen: ja, es funktioniert. Wir können es noch, keine Sorge und viel Spaß.

62102834add111e2a2d522000a1fb04d_7

Shownotes by blumenkraft und amnesium. Vielen Dank!

Themen:

Dieser Eintrag wurde von mspro veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen zum Permalink.

54 Gedanken zu „WMR62 – Kapitalismus: Chancen und Risiken

  1. Pingback: Vorhersage Samstag, 27.04.2013 | die Hörsuppe

  2. Moin Max,
    Es macht’s nicht viel besser, aber bei meinem Complete Molile L Vertrag habe ich genau Deine genannte Option : 5€ für 1GB mehr.

  3. Artikel 15 GG:
    Grund und Boden, Naturschaetze und Produktionsmittel koennen zum Zwecke der Vergesellschaftung durch ein Gesetz, das Art und Ausmass der Entschaedigung regelt, in Gemeineigentum oder in andere Formen der Gemeinwirtschaft ueberfuehrt werden.

    • So weit muss man gar nicht gehen. Bund und Länder (indirekt über die KfW) besitzen zusammen 32% der Anteile an der Telekom. Damit ist der Staat der größte einzelne Anteilseigner. Ob das genügt, um ganz konkreten, bestimmenden Druck auf die Firmenpolitik auszuüben, das weiß ich nicht. Dennoch hat die Regierung mehr Einfluss als sie vielleicht gelten machen möchte. Die Telekom ist nicht komplett privatisiert, weshalb eine so haarsträubende Firmenpolitik auch teilweise auf die Regierung zurückfällt. Der darf man nicht erlauben, es nur bei ein paar Briefen zu belassen.

  4. Hab bisher nur die versöhnliche Einleitung gehört („wir haben den Frühling zu Gast“, großartig!). Ich hab auch gemeckert über den letzten Podcast und wollte jetzt einfach nur mal Danke sagen. Danke, dass ihr euch wieder vertragt, für den tollen Podcast und für viele, viele sehr unterhaltsame Stunden. Bitte weiter so!

  5. Ich verstehe nicht, dass an der letzten Folge (auch seitens der Macher) herumgemeckert wird, was wohl nicht zuletzt mit der Angst der Zuhörer zu erklären ist, die wollen, dass es weitergeht. Aber die blenden wir jetzt mal aus: Die Folge war höchst unterhaltsam und sollte selbstverständlich auch im Feed erscheinen. Wer auf reine Wissensvermittlung aus ist, hört Euch sowieso nicht. Euer Podcast lebt vor allem auch von der gerade nicht so professionellen („*plopp*, Max – wir müssen reden!“) Atmosphäre, und da hört ein bisschen Gezanke auf jeden Fall dazu. Es ist sogar spannend, wenn es knistert. Gerade die unterschiedlichen Ansichten machen Euren Podcast aus. Wärt Ihr einer Meinung und wäre es immer so versöhnlich, wäre es langweilig. Also: Haut ruhig mal auf den Putz! Wenn Ihr Euch danach nicht mal vertragen müsst (was ich Euch nicht so ganz abnehme ;), umso besser.

  6. Ihr lobt die Privatisierung der Telekommunikation, da dann alles billiger und schneller wurde. Ich bin mir da nicht sicher. Ich glaube, dass da nur eine Koinzidenz vorliegt und keine Konsequenz. Die Technik und die Zeit war reif für das Internet und billige Kommunikation. Der c’t-Artikel Marktvertrauen (11/2012, Seite 76) zeigt sehr schön, dass die Telekommunikationsliberalisierung gescheitert ist.

    BTW, wie kann man so viel Mobilfunkdaten verbrauchen? Ich habe eine 300 MB flat und bin so die letzte Monatswoche mit ISDN-Geschwindigkeit unterwegs. Ich habe festgestellt, dass mir die ISDN-Geschwindigkeit reicht. Google Maps, Mail und Ingress brauchen nicht mehr Geschwindigkeit. RSS-Feeds werden im WLAN vorgeladen.

    • Ich glaube auch, dass ein Großteil des Preisrutsches im Telekommunikationsbereich der Digitalisierung zu verdanken ist. Allerdings gab es z.B. Flatrates zumindest im Ortstarif schon in anderen Ländern, wären also technisch machbar gewesen, in Deutschland zu Post- und Telekom-Monopolzeiten jedoch nicht.

      Was meinst du denn mit vielen Mobilfunkdaten? Du hältst dich offensichtlich sehr zurück, nutzt nur Dienste die sehr wenig Daten verbrauchen, lädsts sogar diese Dienste noch im WLAN vor und kommst trotzdem auf 400 MB im Monat. Ist es so schwer vorzustellen, dass man problemlos auf das dreifache kommt, wenn man einfach etwas mehr macht als du? Ich komme mit der gedrosselten Geschwindigkeit überhaupt nicht hin, mich treibt sie regelmäßig in den Wahnsinn, weil außer Twitter eigentlich nichts mehr geht. Webseiten kann man praktisch nicht laden, Instagram geht auch nicht, eigentlich geht nichts mehr. Die Geschwindigkeit liegt übrigens sogar noch deutlich unter ISDN Geschwindigkeit, weil man zumindest bei Congstar nur einen Upstream von 10kBit/s hat, wohingegen ISDN da mehr als 6 mal so schnell ist.

  7. Pingback: Magazin KW17 – Die Woche der Drossel | die Hörsuppe

  8. Danke für den tollen Einstieg! Das zeigt von! Diesmal hat es wieder Spaß gemacht euch zuzuhören. Ich finde es interessant, wenn mspro sich mit den Theorien anderer auseinandersetzt. Das ist häufig interessanter als seine eigene Theorien.

  9. Hallo Leute,

    zu dem Thema Homo oeconomicus kann ich euch nur: „Über die Entstehung von Sex durch generöses Verhalten. Warum wir Schönes lieben und Gutes tun“ von Tor Nørretranders empfehlen.
    Er zeigt auf, dass der Mensch Eigenschaften eines
    Homo oeconomicus -> der rationale, egoistische Mensch,
    Homo reciprocans -> der gegenseitige Mensch (Kooperation ist Vorteilhaft)
    Homo generosus -> der großzügige Mensch
    aufweißt.
    Damit fällt natürlich die Kerntheorie der Ökonomie und die der reinen Marktgläubigen.
    Aber das ist nicht der Kern des Buches.

    Um die Frage, die im Untertitel formuliert wird, zu beantworten, bedient sich Nørretranders auch der Spieltheorie und der experimentellen Ökonomie.

    Auf jeden Fall lesenswert.

    Gruß
    BrEin
    http://www.amazon.de/Entstehung-gener%C3%B6ses-Verhalten-Sch%C3%B6nes-lieben/dp/3499616629/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1367178342&sr=8-1&keywords=%C3%BCber+die+entstehung+von+sex+durch+gener%C3%B6ses+verhalten

  10. Einen wunderschönen guten Tag zusammen,

    im Folgenden meine Gedanken zu eineigen Aussagen bzgl. ökonomischen Themen aus der Sendung. Ich hatte auf ADN geschrieben, dass ich die Gedankengänge sehr spannend finde, aber leider die Konkretheit und v.a. das Fachwwissen vermisse. Ein Ökonom wäre hilfreich gewesen…
    Kleiner Disclaimer vorab: ist nicht mein Spezialgebiet – aber ein bisschen Ahnung habe ich mir während meines Studiums angelesen.

    – Minute 48: „Markt funktioniert in Bereichen, in denen Produkte verkauft werden, von denen man glaubt, dass man sie braucht“ // Eine sehr vage Aussage… Was heißt „Markt funktioniert?“ Die Funktionen eines Marktes sind Versorgungsfunktion, Koordinationsfunktion,
    Preisbildungsfunktion und Verteilungsfunktion. Will Max damit sagen, dass diese Funktionen nur dort erfüllt werden, wo entsprechendes Marketing betrieben wird? Marketing ist übrigens eine direkte Folge aus der arbeitsteiliger Produktion und Trennung von Konsument und Produzent.

    – Minute 52: „Unternehmen müssen Dir mehr verkaufen als Du brauchst um noch zu wachsen. Unternehmen wollen Lebensmittel möglichst billig produzieren.“
    Das ist nur eine Art von Wettbewerbs-Strategie, siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Wettbewerbsmatrix. Je nach Produkt setzen Lebensmittelkonzerne aber auf
    unterschiedliche Strategien – siehe nestlé san pellegrino vs. nestlé Vittel

    – Minute 53: „Es geht darum möglichst viele Lebensmittel zu verkaufen“
    Eher: „Es geht darum mit der eingeschlagenen Strategie den Gewinn zu maximieren.“

    – Minute 53: „bestehenden Coca-Cola-Kunden mehr zu verkaufen ist deutlich billiger, als Neukunden zu gewinnen.“
    Der Grenznutzen für schon bestehende Kunden ist aber niedriger, als der Grenznutzen für Neukunden (http://de.wikipedia.org/wiki/Gossensches_Gesetz).
    Das heißt, der Umsatzzuwachs bei Bestandskunden wird deutlich geringer sein, als bei Neukunden.

    – Minute 62: „Die Sättigung des Marktes ist auch der Grund für die Finanzkrise.“ Sehr trefflicher Gedankengang.

    – Grundsätzlich zum Thema #Drosselkom: Ich unterstelle: hier sind oligopolistische Marktstrukturen vorhanden.
    Es wäre doch mal interessant einen Ökonomen zu den möglichen spieltheoretischen Szenarien, die solch ein Preisführerschafts-Oligopol (http://de.wikipedia.org/wiki/Preisf%C3%BChrerschaft)
    nach sich zieht, zu befragen.

    Ich hoffe ich konnte ein paar Denkanstöße liefern.

    • zu Minute 48: Ich glaube, das fasst den Begriff, wann ein Markt funktioniert deutlich zu kurz, lässt er doch die wichtigsten Fragen aus, ob der Markt oder seine Entwicklung der Gesellschaft eher schadet oder nutzt. Der Waffenmarkt in Amerika z.B. funktioniert nach deiner Definition ganz hervorragend, weil er jeden Amerikaner zu jeder Zeit billig mit Waffen und Munition versorgt, ist gesamtgesellschaftlich jedoch eine Katastrophe.

      Was in deiner Rechnung auch überhaupt nicht auftaucht, ist sowohl der Umgang mit Ressourcen, die notwendig sind um die zu verkaufenden Produkte überhaupt zu produzieren oder zum Kunden zu bringen. Auch da stellt sich der Markt hinreichend bescheuert an. Auch kennt der Markt keinerlei Mechanismen die Konsumenten vor Überproduktion zu schützen. Ein Junkie wird, genug Geld vorausgesetzt, immer genug Drogen kaufen können um sich damit umzubringen. Lebensmittelhersteller werden ihre Kunden auch dann noch mit Werbung für das neue Zucker-Fett-Bacon-Würstchen-Käse-Schnitzel zurieseln, wenn sie schon weit mehr Zucker und Fett gegessen haben als gut für sie ist.

      Damit kommen wir zu Minute 53: das geht davon aus, dass es eine Grenze gibt, ab der der Konsument sagt „ich will nicht mehr, das war genug für mich.“ In der Praxis wird es aber so sein, dass wir immer mehr essen werden, als gut für uns ist, weil es ein hervorragend funktionierende Maschinerie gibt, die einzig und allein daraufhin optimiert ist immer mehr immer billigere immer leckerere Lebensmittel zu produzieren. Wenn eine Rumhersteller, so wie es z.Z. passiert, mehr oder weniger offen damit wirbt, das zu einem guten Abend nicht mehr nötig ist als ein ordentlicher Vollrausch, dann halte ich das für ein Zeichen, dass der Markt dabei ist, seine eigenen Abnehmer zu zerstören, um noch mal ein kleines bisschen wachsen zu können. Es ist wesentlich billiger dem Kunden der 0,25 l Coca-Cola eine 0,33 l Coca-Cola zu verkaufen als einen neuen Kunden zu gewinnen. Nach oben scheint es da praktisch keine Grenze zu geben, anders ist z.B. diese Entwicklung kaum zu erklären: http://www.motherjones.com/media/2012/06/supersize-biggest-sodas-mcdonalds-big-gulp-chart

      Das es natürlich auch Strategien gibt, das selbe Wasser einfach noch mal etwas teuerer zu verkaufen will ich gar nicht bestreiten, allerdings gibt es eben auch die, in einem (im wörtlichen Sinne) gesättigten Markt noch mehr hineinzupressen und dadurch mehr Umsatz zu machen.

  11. Hallo Max,

    ich wollte meine Hinweise eigentlich nicht inhaltlich normativ verstanden haben, sondern eher anmerkend deskriptiv.

    Dass Märkte für die Gesellschaft nicht zwingend einen positiven Gesamtnutzen haben, liegt mir fern zu behaupten. Aber die anderen Funktionen sind eben auch Marktfunktionen. Deswegen finde ich die Aussage über funktionierende Märkte differenzierungswürdig. Ich habe übrigens überhaupt gar keine Rechnung aufgemacht.

    Noch eine kurze Bemerkung zu Minute 53:
    die Grenze, deren Existenz Du bestreitest, existiert.
    Ihr benennt Sie sogar selber mit der Aussage, dass Ihr keine/wenig Coke trinkt. Bzw. schreibst Du in Deiner Anmerkung zu meinem Kommentar: „Ein Junkie wird, genug Geld vorausgesetzt, immer genug Drogen kaufen können um sich damit umzubringen.“ Die tödliche Dosis würde ich in diesem Falls als Obergrenze definieren 😉

    Einen schönen Tag noch. Und danke für die gute Unterhaltung.

  12. Hallo,

    sehr interessanter Podcast.

    Bei ein paar Sachen bin ich jedoch anderer Meinung.

    1. Neue DSL-Tarife der Telekom

    Die überwiegende Argumentation der Kritiker zielt darauf ab, dass Traffic angeblich nichts kosten würde und daher eine Abrechnung nach Traffic nicht zu rechtfertigen sei.
    Das sehe ich anders, denn es geht nicht um die Kosten des erzeugten Traffics oder den Ausbau der Backbone-Netze, sondern um die generelle Finanzierung das Breitbandausbaus bis zum Endnutzern.
    Die Telekom hat abgeschätzt, dass dieser Ausbau rund 80Mrd.€ (immererhin mehr als ein Viertel des Bundeshaushalts) in Anspruch und mit den Einnahmen aus den bisherigen Tarifen nicht finanzierbar sei und daher für DSL-Tarife grundsätzlich teurer werden müssten.
    Die Telekom hat sich daraufhin entschieden die Tarife nicht für alle zu erhöhen, sondern eine nutzungsabhängige Komponente einzubauen und dafür eignet sich der Traffic als Maß der Nutzung nach Meinung der Telekom wohl ganz gut. Es geht also nicht darum, dass der Traffic wirklich Kosten verursacht, sondern als Maß für die Nutzung des Anschlusses tauglich ist.
    Wenn wir uns unsere direkten Nachbarn im Ausland anschauen, werden wir feststellen, dass wir tatsächlich im Vergleich recht niedrige DSL-Tarife (teilweise ab 20€/Monat) oder noch günstigere Kabelinternettarife haben. Auch die Mobilfunktarife sind hier sehr günstig, wenn man mal von Österrich absieht.
    Übrigens gibt es auch in unseren Nachbarländern, z.B. Belgien Volumen- beschränkungen. Davon, dass der Markt bei uns bisher nicht funktioniert hat oder gar nachteilig sei, kann hier also m.E. keine Rede sein.
    Das T-Entertain Angebot stellt m.E. auch keine Verletzung der Netzneutralität dar, eben weil es nicht Teil des Internets ist, sondern einfach eine Art das Fernsehprogramm zu übertragen und so lediglich dem Angebot der Kabel-Anbieter oder Astra-Satelliten entspricht.
    Wenn ich das richtig verstanden habe, hat die Telekom in ihren Pressemitteilungen ja bereits klargestellt, dass z.B. weitergehende Services wie Video on Demand des T-Entertain, die durch den Telekomdienst Videoload realisiert werden, ebenfalls von der Drosselung betroffen sein werden.
    Schließlich hat die Telekom bereits angekündigt, dass Volumen zukaufbar ist und vermutlich, das ist jetzt allerdings meine Spekulation, wird es dann auch eine Flat-Option geben.
    Schließlich sollte man sich erst mal ein wenig mit Kartellrecht auseinandersetzen, bevor man eine neue Regulierung fordert. Die negativen Auswirkungen durch Verletzung der Netzneutralität werden nämlich weitestgehend bereits durch das Kartellrecht verhindert, während z.B. für Kunden durchaus vorteilhafte Angebote wie Spotify bei T-Mobile nicht von vorneherein verhindert werden. Ich halte übrigens den Spotify-Dienst für ein sinnvolles Beispiel die Netzneutralität zu verletzen, weil ein Streaming-Dienst mit geringer fester Bandbreite eine kalkulierbare Last im Netz erzeugt, die Optimierungen der Bandbreite, die mobil nun mal viel beschränkter zur Verfügung steht als im Festnetz ermöglicht. So könnte man z.B. in Zeiten oder Funkzellen schwacher Auslastung die Streaming-Bandbreite erhöhen, um bei anderweitigem Bandbreitenbedarf die Bandbreite einschränken kann und trotzdem durchgehend Musik hören kann.
    In einem stärkeren staatlichen Einfluss sehe ich gar keine Vorteile, ich bin mir nämlich ziemlich sicher, dass in monetärer Hinsicht der Breitbandausbau wohl den selben Stellenwert wie Bildung bekommen wird. Als Argument zur Erhöhung der Staatseinnahmen gerne genommen, aber dann sind doch die Umverteilungsressorts wie Soziales, Gesundheit, oder Schuldendienst drängender.

    Damit man mich nicht falsch versteht, ich bin kein Freund von Volumentarifen und jubele nicht darüber, aber wenn man wirklich gegen diese Tarife argumentieren will, muss man dies mit Fakten tun und diese nicht durch wilde Spekulationen ersetzen, denn sonst laufen die Argumente schlicht ins Leere. Es ist sogar kontraproduktiv, weil man sich vielleicht sinnvolle und nötige Korrekturen durch seine Extrempositionen verbaut. Schließlich kann ich mich diesen Untergangsszenarien nicht anschließen, auch weil ich davon ausgehe, dass auch die Menschen außerhalb der „Netzgemeinde“ nicht komplette Idioten oder Hinterwäldler sind und sehr gut ihre Bedürfnisse auch bzgl. des Internets kennen.
    Dies ist m.E. ein generelles Problem mit der Art der Diskussion der Netzgemeinde und dazu meine zweite Anmerkung

    2. Babyboomer vs. Netzgemeinde

    Dafür, dass eine Nachricht tatsächlich ankommt, hat immer der Sender Sorge zu tragen. Ich würde mal empfehlen, eine Auswahl der Statements der „Netzgemeinde“ egal ob schriftlich oder Podcast o.ä. aus der Sicht eines Baby-Boomers wahrzunehmen. Es müsste m.E. ziemlich schnell auffallen, dass die Art und Weise der Diskussion keine Chance hat einen Andersdenkenden zu überzeugen.
    Zunächst ist doch unzweifelhaft, dass Menschen völlig unterschiedliche Interessen haben und niemand weiß besser was einem wichtig zu sein hat, als man selbst. Die Art zu diskutieren, dass 10% meinen die Antworten für die restlichen 90% gleich mit parat zu haben, ist eine maßlose Überschätzung und m.E. respektlos. Vor allem führt sie nicht zum Ziel. Wenn sich Menschen gleicher Interessen stark konzentriert haben, entsteht scheinbar schnell der Eindruck man wüsste auch für den Rest was gut ist.
    Generell sollte man in Diskussion immer höflich bleiben, sonst hat man keine Chance zu überzeugen, sobald man das erste Mal als Internetausdrucker bezeichnet wird, ist man sicherlich keine noch so guten Argumenten der Gegenseite mehr zugänglich. Erst recht, wenn auf Basis von Wissenslücken argumentiert wird und versucht mit dystopische Szenarien zu drohen, die sowieso mit zunehmendem Alter einfach immer mehr ihre Wirkung verlieren. Kampagne kann keine Fakten ersetzen und oft sind die Motive durchschaubarer als manchen bewusst ist.
    Der Weg der Piratenpartei ist ein ziemlich gutes Beispiel für das Problem, Menschen aus einem recht abgeschlossenem Milleu versuchen anderen zu erklären wie die Welt zu funktionieren hat, ohne auch selbst die Erfahrung und Erkenntnis zu haben, warum Dinge so sind wie sie sind und werden dann zwangsläufig von ihrer eigenen Unkenntnis und teilweise auch Unredlichkeit eingeholt.

    Den Podcast davor fand ich auch extrem unterhaltsam und sehe überhaupt kein Grund sich dafür zu entschuldigen. Manchmal bringt eine emotionale Diskussion mehr Erkenntnisgewinn (möglicherweise durch Widerlegung) als so ein „Wir müssen reden“ 😉

    So, jetzt habe ich auch mal meinen emotionalen Ausbruch gehabt und ihr dürft diesen Post ähnlich einordnen, wie euren letzten Podcast 😉

    • Zum Traffic: Wenn es nicht um die kosten für den Traffic geht, dann sollte die Telekom nicht die ganze Zeit damit argumentieren, dass der Traffic ja so fürchterlich explodieren würde. Das der Netzausbau teuer ist, steht außer Frage. Allerdings sind die Preise für DSL ja auch sehr hoch. Ich zahle 50€ im Monat für magere 50 MBit/s. 20€ im Monat finde ich jetzt auch nicht ernsthaft billig. Ich hab keine Ahnung, woher die 80 Milliarden kommen, aber ich vermute mal, dass die sehr großzügig gerechnet sind, z.B. über die nächsten 10 oder 20 Jahre. Das würde das ganze doch wieder ganz enorm relativieren, aber an einer sachlichen Diskussion hat die Telekom ja kein Interesse, sie beschimpft lieber jeden, der findet, dass 50€ im Monat ja doch irgendwie nicht wenig Geld sei als jemanden der sich nur was kostenlos erschleichen wolle.

      Du vermutest, dass es in Zukunft auch eine Flat-Option geben wird. Ach? Ich dachte, die gäbe es schon? Soll die Flatrate jetzt also abgeschafft werden, damit später mal so was wie eine Flatrate eingeführt werden kann? Ein Schritt zurück, damit man später eventuell einen Schritt vor gehen kann?

      Zu Entertain: ja, Entertain ist nur eine Art das Fernsehen zu übertragen, ein anderer Übertragungsweg als Kabelfernsehen oder Satellit. Und dieser Übertragungsweg heißt: Internet. Es sind genau die selben Bits wie bei Musik oder Webseiten, übertragen über genau die selben Kabel und Router, mit den selben Protokollen. Klarer Verstoß gegen die Netzneutralität. Zu Videoload habe ich bisher nur gelesen, dass man das ja irgendwie auch ohne Entertain nutzen könnte, wenn man wollte, was nur aus nahe liegenden Gründen niemand macht. Aber natürlich ist es Teil von Entertain. Und ich wette, dass die Telekom keine Sekunde lang vor hat diesen Traffic mit in den „Internet“ Traffic zu packen.

      Spotify: Durch die Bevorzugung von Spotify werden andere Dienste benachteiligt. Musikdienste, die einen nicht gerade sonderlich großen Traffic haben wird in Zukunft das leben zusätzlich schwer gemacht, solange diese nicht auch einen Strafzoll an die Telekom zahlen. Außerdem hat die Telekom so einen Anreiz den Traffic ihrer Kunden einzuschränken. Wie ja gerade beim DSL zu sehen, wo sie ohne Not den Traffic begrenzen um solche Dienst mit Inhalteanbietern zu machen. Was daran gut sein soll, musst du mir erklären.

      • Klar ist die Abschaffung der generellen Flatrate-Tarif für viele ein Rückschritt. Die Telekom hat nun mal beschlossen, dass für den Breitbandausbau mehr Geld benötigt wird und aus vielen Podcasts denke ich, dass dies auch im Sinne der meisten hier ist. Wenn man High-Speed an jedem Bauernhof propagiert, ist es eine Konsequenz, dass dies der Städter mitfinanzieren muss. Ob 50€ viel oder wenig für 50MBit/s ist, kann ich nicht sagen. Rechnen wir mal nach: Die Telekom hat 12.500.000 DSL-Anschlüsse je 50€ im Monat macht insgesamt 7,5Mrd. € bzw. 6,3 Mrd. € netto Umsatz. In diesem Lichte erscheinen 80Mrd.€ Investitionskosten schon recht viel, auch wenn sie auf 20 Jahre verteilt sind.
        Ich sehe es nicht so, dass ohne Not das Volumen begrenzt wird, sondern es soll einfach eine Tarifstruktur eingeführt werden, die mehr nach Nutzung differenziert. Gut oder schlecht, kann man drüber diskutieren, aber man sollte auch so ehrlich sein, dass viele Internetnutzer durch so eine Tarifstruktur günstiger wegkommen, als bei einer generellen Erhöhung.

        Wenn man das Multicast-Angebot der Telekom unter die Netzneutralität stellen wollte, würde das eine erhebliche Benachteiligung gegenüber den Kabelgesellschaften sein, denn letztlich sollte es egal sein über welches Medium das Fernsehen kommt.
        Was Videoload angeht, kommt es genau darauf an, aber welchen Sinn macht es eine Vermutung zur Basis einer viel weitergehenden Diskussion zu machen.

        Mit geht es überhaupt nicht darum die Tarife der Telekom zu rechtfertigen, mir geht es nur darum, dass die Art und Weise wie viele hier diskutieren mehr der Art eines Teenager entspricht, dem man ein Spielzeug wegnimmt als einer ernsthaften an Fakten orientierten Auseinandersetzung mit dem Thema.

        Für mich steht es keineswegs fest, dass die Beteiligung der Inhalte-Anbieter an den Kosten des Datentransports grundsätzlich eine schlechte Sache ist. Die damit zusammenhängenden Gefahren kann man gesetzlich begegnen, wenn sie auftreten, viele Dinge werden bereits durch das Wettbewerbsrecht verhindert.

        Im Fall Spotify denke ich, dass der Dienst ohne Anrechnung aufs Volumen mobil weit weniger attraktiv und für viele Kunden vermutlich zu teuer wäre. Momentan zahlt der Kunde bei T-Mobile den selben Preis, wie wenn er sich direkt anmelden würde, somit hat der Kunde einen direkten Vorteil. Die Nachteile erscheinen dagegen extrem abstrakt. Würde man nun ein Gesetz fordern, was das Spotify-Angebot verhindert entstünden für Kunden merkbar erst mal nur Nachteile, die sich auf einem Schreckensszenario begründen würden, für dass es bisher keine Anhaltspunkte gibt.
        Aber hier ist es auch sehr wichtig zwischen Mobilfunk- und Festnetz-Internet zu unterscheiden, denn die Bandbreite ist im Mobilfunk ein viel kostbareres Gut als im Festnetz.

        • Also: weil 80 Milliarden so wahnsinnig viel sind (woher auch immer diese Zahl kommt) und es der Gesellschaft nicht zuzumuten ist, diese Kosten gemeinsam zu tragen, sollen sie jetzt also durch 3% der User getragen werden, die viel Traffic verursachen. Diese 3% sind Bevölkerungsgruppen, die historisch sowieso schon immer im Geld gebadet haben: Studenten, die in WGs leben, Familien mit vielen Personen in einem Haushalt, kleine Startups, Cafés, die ihren Kunden WLAN anbieten. Diese 375.000 Anschlussinhaber machen den Kohl fett?

          Oder wäre es vielleicht doch eher so, dass von der Flatrate-Abschaffung eventuell mehr als 3% der Anschlüsse betroffen sein könnten? Vielleicht so um die 90%? Die Telekom argumentiert ja schließlich, dass der durchschnittliche DSL Nutzer heute zwischen 15 und 20 GB im Monat verbraucht. Die Telekom argumentiert weiterhin, dass der Traffic exponentiel wächst. Er verdoppelt sich etwa alle 18 Monate, also vervierfacht er sich ungefähr bis 2016: 20 * 4 sind 80 GB, also wird auch der Durchschnittsuser über dem Limit liegen. Wenn nicht 2016 dann 2017 oder 2018. Es ist also doch eine Preiserhöhung für jeden. Aber eine Preiserhöhung, die nicht die trifft, die mehr kosten verursachen (weil der Traffic ja nicht das teure ist, sondern die Leitung) oder diejenigen die mehr zahlen können (wie oben erwähnt) sondern irgendwen, den wir uns gerade herargumentieren können. Im gleichen Atemzug werden Angebote der Telekom und ihrer Partner deutlich bevorzugt: wie im Spotify Beispiel: wer der Telekom Geld zahlt bekommt dafür die Möglichkeit seine Daten in beliebiger Menge durchzuleiten und plötzlich kostet das goldene UMTS-Bit, das normalerweise ja kaum zu bezahlen ist, plötzlich fast gar nichts mehr. Andere, erst im entstehen befindliche Ideen, werden ausgebremst oder von vornherein getötet. Wer hat schon Geld und Lust sich vor der Gründung einer Firma erst mal mit allen Telkos dieser Welt zusammen zu setzen und erst mal auszuhandeln, wie viel man ihnen denn so in die Hand drücken muss, damit sie bereit wären die eigenen Bits durch ihr wertvolles Netz durchzuleiten. Innovation wird so abgewürgt, aber vermutlich ist das ja auch eines der Ziele der Telekom, damit sie sich mit ihren Angeboten endlich nicht mehr auf diesem „freien Markt“ behaupten muss.

          Die 80 Milliarden, die du hier die ganz Zeit anbringst, nimmt offensichtlich nicht mal die Telekom ernst. Selbst sie schreibt nur von „bis zu 80 Milliarden“ und zwar für einen Flächendeckenden Glasfaserausbau, etwas, was die Telekom vermutlich nicht mal im Traum vor hat. Der kauf von T-Mobile USA hat damals übrigens knappe 60 Milliarden $ gekostet. Hätte man natürlich auch ein schönes Glasfasernetz für bauen können.

          • Das ist der Punkt um den sich die Diskussion drehen sollte, sollen alle gleich den weiteren Ausbau finanzieren oder soll es eine Differenzierung nach Nutzung geben. Die Telekom hat sich für letzteres entschieden und darüber kann man diskutieren. Es ist klar, dass mehr als 3% mit einer Verteuerung rechnen müssen, aber das wirklich unfairer als die Tarife für alle zu erhöhen?

            Warum sollten z.B. unsere Eltern oder Großeltern Studenten in WGs, Familien mit vielen Personen und erst recht Cafes mit WLAN oder kleine Startups (die wohl wenig Chancen haben, wenn die Internetanschlusskosten relevant sind) querfinanzieren, wobei alle diese Gruppen viel mehr Nutzen aus dem Anschluss ziehen? Darüber kann man diskutieren Dafür kann man von mir aus eine gute Begründung suchen, aber hier auf irgendwelche höheren abstrakten Ziele zu verweisen ist und den Untergang des freien Internets heraufzubeschwören ist m.E. unredlich.
            Sehen wir der Wahrheit ins Auge, die Art und Weise der Diskussion ist nichts anderes als Lobbyismus der Vielsurfer.
            Wie sieht es denn mit Rentnern aus, die haben doch auch wenig Geld und werden in den seltesten Fällen an die Volumengrenzen kommen.

            Zu Spotify: Warum gibt es wohl keinen Aufschrei der Konkurrenz? Ich vermute, weil ohne solche Abkommen das Streaming von Musik im mobilen Bereich keine Chance hätte.

            „Wer hat schon Geld und Lust sich vor der Gründung einer Firma erst mal mit allen Telkos …“

            Ja, das Leben ist hart, erst recht wenn man eine Firma mit einem soliden Konzept gründen will.

            “ Innovation wird so abgewürgt,…“

            Wieso dass? Weil für Dienste mit hohem Datenvolumen aber vergleichsweise geringer Bandbreite Kooperationen mit Telekommunikationsanbietern nötig sind , um diese Dienste überhaupt per Mobilfunk preiswert zugänglich zu machen?
            Es für die Netzauslastung ein Unterschied, ob man 1GB mit 24h Musikstreaming oder 20min. HD-Film verbraucht und deshalb wird das Volumen nicht freigegeben werden, sowie es vermutlich auch keine Kooperation mit einem HD-Video-Stream Dienst geben wird.

  13. Mspro, Du hast oft diesen Fahne schwingenden Impetus und redest von „wir müssen dies und das …“. Gleichzeitig bezeichnest Du aber potentielle Mitstreiter als „Dumm-User“, weil sie nicht wissen wieviel Traffic sie verursachen. So wird dit nüscht mit der Mobilisierung der Massen.

    Die Ü-50 Generation ständig als „alte Säcke“ zu bezeichnen geht auch nicht. Ich kann nur mutmaßen was 20-Jährige über euch denken, wenn ihr von Steinzeit Browser redet und wann ihr das erste Mal im Netz wart. „Damals noch mit Modem“ ist das neue „damals im Kriech“.

    • Ich weiß nicht, ob das reine Verbitterung ist oder die Erfahrungen aus meinen 8 Jahren Interneterklärbärtum, aber ich komme immer mehr zu der Überzeugung, dass wir bei den „alten Säcken“ mit Lieb-sein und nett Bitten nicht weiter kommen. Wie ich im Podcast versuchte zu sagen: die hören zu, sagen ja und amen und machen dann doch so weiter wie bisher. Ich glaube in der Tat, dass „wir“ da eine härtere Gangart einlegen müssen, den Konflikt klar ansprechen und unsere Forderungen dreist und laut formulieren sollten. Alles andere endet im väterlichen Kopfgetätschel.

  14. Pingback: An euch, die alte und fette Generation.

  15. Ich höre gerade euren WMR-62 Podcast und ich hab mich ziemlich geärgert. Ich bin 50 und ich bin einer von den alten, faulen, internetignoranten Geldsäcken der „Baby-Boomer“ Generation, obwohl ich kein Geld hab, Apps für Apple entwickle und ich mich seit 30 Jahren mit dem Internet beschäftige.
    Hey, was ihr da von euch gelassen habt, ist ganz ganz fürchterliche Altersdiskriminierung und einfach eine Unverschämtheit, zumal ihr es wohl (so war mein Eindruck) ernst gemeint habt. Es ist einfach der pure Blödsinn Leute nach irgendwelchen äusseren Kriterien wie Alter, Geschlecht, Hautfarbe einzuteilen…, das nennt sich z.B bei der Hautfarbe Rassismus oder beim Geschlecht Sexismus. Und der Vorwurf ist unabhängig davon, welche „genialen“ Artikel gerade im Zentralorgan des Qualitätsjournalismus (Zeit) stehen!

    • generationenkonflikt ist nun mal generationenkonflikt. die eltern der 68er waren ja auch nicht alle nazis. tut mir sehr leid, wenn du dich dabei auf den schlips getreten fühlst. du musst dich ja nicht angesprochen fühlen.

      • Von solchen Aussagen wird sich niemand angesprochen fühlen und deshalb dringen sie auch nicht durch.

        Die meisten Baby-Boomer haben ja auch Kinder und die wisssen wie ihre Sprößlinge argumentieren, wenn sie unbedingt etwas haben wollen oder man ihnen etwas wegnehmen will. Leider bewegen sich die Diskussion vieler „Netzaktivisten“ auf diesem Niveau.
        z.B. angeblich ist im Ausland das Internet ja viel weiter => alle anderen dürfen auch bis 0 Uhr wegbleiben

        • Schon lustig…

          Zwei Menschen Mitte dreißig (!) unterhalten sich darüber, dass wir in einer Zeit angekommen sind, in der es keinen Fortschritt mehr geben kann, weil eine Generation von älteren es nicht für nötig hält Menschen die jünger sind als sie.

          Du vergleichst uns daraufhin direkt mit zwei Teenagern denen es zu gut geht, die bei ihren Eltern leben und ja nur dumm rumjammern und erst mal erwachsen werden sollen bevor man sie ernst nehmen muss.

          Das ist exakt das, worum es in dem Artikel und unserer Aufarbeitung davon geht.

          • Die Stärke der Alten ist die Schwäche der Jungen. Anscheinend ist die Generation Mitte 30 (zu der ich auch gehöre) nicht in der Lage den Babyboomern den Fortschritt zu vermitteln

            Das Problem ist halt, solange man die elementarsten Regeln der Höflichkeit nicht beachtet, und dazu zählt insbesondere die Empfänger seiner Nachricht nicht herabzuwürdigen, wirken die Diskussion wie die pubertierender Teenager.

            Auch in dem Zeitartikel waren unnötige Passagen, die bei den Angesprochenen eine sachliche Auseinandersetzung sofort blockieren, wie man an den Kommentaren darunter ja auch erkennt. Das ist schade, denn der Artikel hat in wesentlichen Punkten recht.
            Die einfachste Möglichkeit die Babyboomer von der Macht weg zu bekommen sind Enkelkinder.
            Nicht zuletzt ist die momentane Linie der Babyboomer auch eine Reaktion auf den Jugendwahn, der bis vor einigen Jahren herrschte, wo alles über 50 zum alten Eisen zählt und eigentlich irrelevant wird.

            Pech ist auch, wir haben nicht mal die jungen auf unserer Seite, denn für die ist laut unserer Meinung das Internet ja nur Facebook. Dann ist es natürlich auch kein Wunder, dass das Gefährdungsszenario, dass irgendein Blogger seine Ergüsse nicht schnell genug im Internet verbreiten kann, weil die Netzneutralität verletzt ist wegen Musikstreaming ohne Anrechnung auf das Datenvolumen bei dieser Gruppe nicht sticht.

            Ich finde keineswegs, dass unser Land still steht, ich glaube noch nie gab es so viel Veränderungen wie in den letzten 20 Jahren und überwiegend waren sie positiv. Natürlich gibt es auch Fehlentwicklungen und dies hat Angst vor weiterer Veränderung hervorgerufen. Dystopien von allen Seiten sind dabei alles andere als hilfreich. Manche Menschen wünschen sich vielleicht einfach eine Atempause, schließlich soll es sogar Leute geben, bei denen bereits die Ankündigung einer Tarifänderung eines Telekommunikationsanbieters zur Hyperventilation führte.

            Übrigens, was ich hier schreibe bezieht sich nicht auf euch beide persönlich, sondern generell auf die Diskussionen in der weiten und breiten Netzwelt (also ca. 50 km Umkreis Berlin).
            Allerdings gefällt mir euer Podcast in seiner „wir müssen reden“ -Art sehr gut und dachte mir hier breite ich das mal etwas aus. Im Grunde stimme ich in euren Zielen nahezu überein, aber ich bin nicht der Meinung, dass böse alte Säcke uns blockieren und ignorieren, sondern wir einfach nicht den richtig Ton treffen, um unsere Anliegen auch mehrheitsfähig zu machen.
            Bestes Beispiel dafür ist, dass eine Partei tatsächlich glaubt mit dem Namen Piraten dauerhaft erfolgreich sein zu können.
            Kampagne ersetzt auf Dauer keine Fakten, auch wenn man das ein oder andere Erfolgserlebnis hat. Nur weil die Politiker Angst vor Shitstorms haben, bedeutet das nicht, dass sie von uns überzeugt sind.
            Wir haben es nicht mal geschafft über unseren Schatten zu springen und mit den jungen Politikern der aktuellen Regierung eine Basis zu suchen.
            Der CCC verweigert von vorne herein Gespräche mit der FDP für diese als Sachverständige bei der Internet-Enquetekommission in Erscheinung zu treten. In meinen Augen ist das unreifes Verhalten, was doch letztlich dazu führt, dass in den Kreisen wo Überzeugungsarbeit möglich ist, der CCC nun am kritischsten beäugt wird.

            Gestern erschien im Spiegel ein neuer Artikel von Sascha Lobo, worin er ungefähr 15 mal „dumm“ erwähnen musste und als Titel „Die Stunde der Breitband-Dummdeuter“ wählte. Es ist fast nicht der Erwähnung wert, dass Sascha Lobo die von ihm beschriebene Technik der Dummdeutung in seinem Artikel bestens demonstriert hat. Ich frage mich, mal ausgehend davon es geht ihm um die Sache, glaubt er wirklich, dass die Leute über die er schreibt so dumm sind wie er schreibt und kommt damit durch? Oder fehlt ihm Selbstreflexion und erkennt einfach nicht, dass er genau das gerade macht, was er anderen vorwirft. Es bisschen ratlos lässt es mich zurück.
            Ich höre jetzt besser auf, denn ich bin schon wieder in Rage

      • Einen Generationskonflikt sehe ich momentan nicht. Ich glaube die meisten jüngeren Menschen kommen mit ihren Eltern ganz gut klar bzw. würden sie nicht direkt für die aktuellen Misstände verantwortlich machen.

        Die 68er hatten ihre Nazieltern, denen sie evl. Verbrechen vorwerfen konnten. Aber was sollen heute die Töchter und Söhne anprangern? Das sie von ihren gutverdienenden Eltern bis in die 30er finanziell unterstützt werden?

        • es geht bei diesem generationenkonflikt im gegensatz zu dem 68 eben nicht um schuld. es geht also auch nicht darum, jemanden etwas „vorzuwerfen“. hier geht es um interessen, das macht es aber nicht weniger zum generationenkonflikt. und weil es um interessen geht, deswegen sollte es – ich mehrfach sagte – um _forderungen_ gehen.

          dass viele mit ihren eltern gut zurecht kommen, schließt das nicht aus. und klar ist auch: es ist ja auch sehr bequem für uns, uns von den babyboomern aushalten zu lassen. aber das lullt uns nichtsdestotrotz ein in eine bevormundende abhängigkeit, die jeden fortschritt zumindest extrem verlangsamt. ich finde, wir sollten uns dagegen erheben.

          • Gut, also Forderungen …

            Berentung von Vorständen ab 67 war dein Vorschlag. Also eine Art Altersquote in Unternehmen und öffentlichen Einrichtungen?

            Klingt erstmal sinnvoll. Es wird nur problematisch, wenn es dem Nachwuchs an Kompetenz fehlt oder wenn es gar keinen Nachwuchs gibt.

            Gleichzeitig drängt sich die Frage auf – genau wie bei der Frauenquote – ob Alter oder Geschlecht wirklich Merkmale sein sollten nach denen Stellen besetzt werden.

            Welche Gründe kann man für solch eine Quote finden, die Unternehmen/ Einrichtungen/ Parteien/ Talkshows überzeugen könnten jüngere Menschen zu involvieren?

            Weitere Forderungen … Es geht ja letztlich immer irgendwie ums Geld:

            – altersneutrale Löhne?
            – Mietminderung für Azubis und Studenten?
            – günstige und leichte Kredite für Ü30 Unternehmer?

            Mehr fällt mir gerade nicht ein. Ergänzungen und Kritik sind willkommen.

            Das sieht mir fast alles nach Regelungen aus, die von der Politik kommen müssten. Sprich: außerparlamentarisch ist da wenig zu machen.

  16. Wenn ihr jedesmal nach einer doofen Folge sowas wie diese Sendung hinlegt, könnt ihr euch gern noch häufiger zoffen 😉

    Zum Generationenkonflikt: Ich glaube, dass der „Zeit“-Artikel im Grunde Recht hat, aber er erklärt nicht alles. Erstens hat der Ansatz, dass da eine Generation altersverwirrter 68er-Zausel aus egoistischen Motiven jeden Fortschritt blockiert, einen leichten Hauch von Weltverschwörung, zweitens habe ich auch in meiner Großelterngeneration immer wieder den Satz gehört: „Uns kann es ja egal sein, aber was ist mit den Generationen, die nach uns kommen?“, drittens ist geistige Stagnation eine Krankheit, die schon vor dem Abi einsetzen kann aber auch nicht mit 50 (60, was auch immer) eingesetzt haben muss und viertens verführt das Erklärungsmodell, da säße diese riesige Blase verkalkter alter Säcke, gegen die man schon aus rein numerischen Gründen nicht ankäme, dazu die Hände in den Schoß zu legen, weil man anscheinend eh nichts daran ändern kann. Genau das ist es nämlich, was ich an dem „Zeit“-Artikel vermisse: Er baut ein wunderschönes Feindbild auf, mit dem sich alle Übel der Welt erklären lassen, aber er zeigt keine Perspektive, was wir daran ändern können, nun, da wir die Ursachen erkannt haben. Wir haben einen kurzen Frühling der Netzbewegung erlebt und ich will nicht einsehen, dass es das schon gewesen sein soll.

  17. Pingback: Google Glassnost | endoplast.de

  18. Netzneutralität ist doch IMHO kein gesetzlicher Anspruch sondern eher ein moralischer. Und natürlich ist es wichtig, das jedes Datenpaket im Internet gleichrangig behandelt werden soll. Aber Entertain ist KEIN Internetnetdienst, nur weil es IP basiert ist hat es nichts mit dem regulären Internet zu tun. Natürlich kann man argumentieren, dass es sich um technische Details handelt, aber man sollte schon stichhaltige Argumente liefern wenn man der Tkom vorwirft die Unwahrheit zu sagen. Entertain konkurriert nicht mit Watchever, Lovefilm etc. Videoload ist der entsprechende Dienst der Telekom und der wird genau so aufs Volumen angerechnet wie die anderen Dienste auch. Genauso wenig sperrt die Kabeldeutschland dein Fernsehen, wenn dein Internetlimit aufbraucht ist.

    • Warum sollte sich Gesetz und Moral ausschließen?

      Entertain läuft mit Internettechnik auf meine Internetleitung. Wenn mein DSL tot ist, ist auch mein Entertain tot. Ich kann Entertain nicht ohne DSL buchen (weil es über die selben Leitungen geht). Es läuft über den selben Router über das selbe LAN. If it walks like a duck and it quacks like it duck then it’s probably a duck.

      Der Entertain Fernsehdienst konkuriert nicht mit Watchever, das stimmt. Der konkuriert mit Zattoo. Was, wie du richtig sagst, mit Watchever konkuriert ist Videoload, ein Dienst, der in meiner Entertain Box verankert ist. Ob der eines Tages mitgedrosselt wird, wenn mein DSL Anschluss gedrosselt ist wird sich zeigen. Zumindest wird Videoload auf der Entertain Seite fett als Teil von Entertain beworben.

      Aber da dein Argument ja im wesentlichen daraus besteht, dass du ein Wort komplett groß geschrieben hast, entkräftige ich jetzt dein Argument einfach, indem ich zwei Wörter groß schreibe: Entertain IST EIN Interndetdienst, weil es IP basiert.

      Das Kabel Deutschland mit Fernsehen nicht sperrt, wenn mein Internettraffic verbraucht ist natürlich auch ein Verstoß gegen die Netzneutralität. Warum sollte ein Dienst nicht Teil des Internets sein, nur weil es ihn früher auch mal in Analog ohne Internet gab? Warum sollte der Streamingdienst Sat 1 anders behandelt werden als der Streamingdienst YouTube?

  19. Aber Protokoll und Netz sind doch zwei total verschiedene dinge. Oder willst du sagen ein Intranet ist auch Internet, da IP basiert? Zumal es sehrwohl Entertain ohne DSL anschluss zu kaufen gab, hat sich aber nicht gut verkauft und wurde eingestellt, nannte sich Entertain pur. Wie gesagt, mir ist Netzneutralität auch wichtig, aber ohne eine Gesetz werden die Telkos wahrscheinlich wirklich probieren ein 2 Klassennetz zu schaffen.

    • Natürlich werden sie das probieren, egal ob mit oder ohne Gesetz. Deswegen muss das Gesetz auch verdammt gut sein. Oder eben gleich sagen: solch Grundlegende Infrastruktur hat nichts in Privathand zu suchen, die gehört verallgemeinert.

  20. Generell guter Ansatz aber wenn ich mir die Strassen in Berlin ansehe, bekomm ich da echt bauchschmerzen. Eventuell würde eine schärfere Trennung zwischen Provider und Contentanbieter auch etwas bewirken.

  21. Ein paar Anmerkungen zu eurer grossartigen Folge:

    1. Die ersten DSL-Anschlüsse waren keine Flatrateanschlüsse. Ich weiß das weil ich seit der DSL-Pilotphase (heute würde man wohl Beta sagen) im Jahr 2000 DSL habe. Die ersten Anschlüsse hatten 768 kBit/s down/256 up und eine Volumengrenze von ich glaube zunächst 512 MB und dann glaube ich 1 GB pro Monat.

    Die Flatrate kam erst einige Zeit (ich glaube mindestens zwei Jahre) nach DSL Einführung. UNter anderem weil Traffic so billig war, dass die Überwachung des Volumens teurer gewesen wäre…

    2. Das Land gibt es unter anderem damit euch die Nahrungsmittelkonzerne mehr Essen verkaufen können, als ihr zum Leben braucht ;-). Wenn alle in die Stadt ziehen gibt es keinen mehr der Schweine züchtet und Kartoffeln anbaut 😉

    3. An Städte anbauen: Es fehlen jetzt schon 800.000 Wohnungen in Deutschland. Die Mietpreise explodieren, gebaut wird nirgends, weil sich Mietwohnungen gegenüber anderen Geldanlagen nicht lohnen. Bayern z.B. siedelt mittlerweile gezielt neue Industrie in anderen Groß- und Mittelstädten an, selbst wenn die nach München wollen, weil die Immobiliensituation dort so katastrofal ist.

    4. Spieltheorie: Dazu empfehle ich erstens den letzten Alternativlos von FeFe wo sie das Thema mit Schirrmacher zusammen komplett durchkauen. Eines aber vorab. Alle State of the Art Systeme in dem Bereich sind selbstlernende Experten- oder KI-Systeme, weslhalb sie die Programmierer selbst nicht mehr durchblicken. Deshalb enden Events außerhalb des Schemas so oft mit Resonanzkatastrophen (im FeFe Podcast nannten sie die Flash-Crashes)

    5. Es ist interessant, dass die Diskussion über Baby-Boomer in Deutschland erst jetzt ankommt. In den USA, wo der Begriff geprägt wurde, gibt es sie schon seit mindestens zehn Jahren und es ist ein festes Thema in der politischen Diskussion und in der soziologischen Forschung.

    Die Zuwanderung in den USA nivelliert da übrigens vieles. Ohne die Immigranten aus Lateinamerika hätte Obama z.B. nie die Präsidentschaftswahlen gewinnen können, weil die Mehrheit der Generation über 50 Republikanisch wählt.

    Achtet mal auf die Sprache in diesem Kommentarthread. Vergleich mit unmündigen Teenagern, die junge Generation ist faul und verweichlicht, nur die älteren können was, die Jungen sind doch eh zu inkompetent um in Führungspositionen aufzusteigen, diese Sprache zieht sich auch durch die Medien. Bis hin zu dem Thema, dass in den Medien die aktuelle Generation (Geboren Ende der Achziger Anfang der Neunziger) als ‚die weinerliche‘ oder ‚die verweichlichte‘ Generation bezeichnet wird, alternativ auch als ‚Generation me‘ oder ’narcissistic generation‘

    Die Debatte wird in den USA sehr leidenschaftlich geführt und wird außerhalb des Netzes sehr stark durch den Baby Boomer Blickwinkel (traditional media ist eher die Domäne der älteren) gefiltert.

    Ein großes Problem (auch wenn es die älteren unter uns nicht hören wollen) ist noch nicht mal die politische und gesellschaftliche Dominanz (wir bewegen uns hin zu einer Gerontokratie) sondern die Tatsache, dass die Menschen viel älter werden.

    Das bedeutet einerseits, dass wir Leute die mit 60 oder 65 in Rente gehen heute viel länger versorgen müssen (die änderung des Renteneinstiegsalters betrifft ja erst uns), was deutlich kosten dürfte, andererseits dass Menschen in Führungspositionen diese heute teils deutlich länger besetzen als früher, was in allen Hierarchieebenen den Aufstieg der Jüngeren behindert (Wenn der Boss später geht rückt der Vieze später nach, also wird sein Posten erst später frei und so weiter)

    Da das nachrücken für die jüngeren deutlich schwerer wird, werden alle gesellschaftlichen Entscheidungsprozesse (nicht nur politische) von Älteren dominiert und entsprechend deren Vorlieben gestaltet. Dazu gibt es in den USA und der dortigen politischen Diskussion einiges an Material

    • Zum DSL: die erste DSL Generation hatte 128 kbit Upstream. An eine Volumenbegrenzung kann ich mich nicht erinnern, garantiert nicht auf 512 MB pro Monat: ich habe damals gesaugt als gäbe es kein morgen. Das erste mal mit Volumenbegrenzung hatte ich ein paar Jahre später bei GMX wo ich 5 GB im Monat hatte und mich sehr zurückhalten musste. Kurz: ich bin mir sehr sicher, dass du dich da täuschst.

      • Ich hab nochmal nachgesehen, Es stimmt es gab keinen Volumentarif. Es war nämlich noch schlimmer 🙂

        T-DSL war ein Zeittarif. 98 Mark Grundgebühr für T-ISDN dsl (damals gab es ja ADSL nur mit ISDN-Anschluss) und 99 Mark für 50 Onlinestunden im Monat oder 159 Mark für 100 Onlinestunden. Jede weitere Minute kostete 6 Pfennig und jede Einwahl über PPPoE auch 6 Pfennig. Die Volumentarife kamen erst später dazu.

  22. Ich höre euch nicht oft, aber diesmal hab ich – nach ein paar Wochen – mal wieder reingehört, weil ich dachte ihr redet über „Kapitalismus“, wie im Titel angekündigt. Leider gings dann aber gar nicht drum. War das Absicht oder dachtet ihr, ihr redet über Kapitalismus und versteht einfach was anderes darunter als ich?

    • Grundsätzlich sind unsere Titel nie wirklich ernst gemeint. Kapitalismus kommt in dem Podcast nur insofern vor, als dass dort die Schirrmachers Ego besprochen wird, die ja von sich glaubt, eine Kapitalismuskritik zu sein.

      • Ahso, das war mir nicht klar. Ok, jetzt weiß ich ja Bescheid.

        Bei Schirrmacher geht es halt nicht um Kapitalismus sondern um seine komische Fantasiewelt, aber das weißt Du ja selber. Deine Kritik an ihm fand ich gut, auch wenn es natürlich schade ist, das solcher Irrsinn immer soviel Aufmerksamkeit hat, nur weil Schirmi ihn absondert.

  23. Pingback: Magazin KW17 – Die Woche der Drossel | die Hörsuppe

Kommentar verfassen