WMR91 – Autos, Nazis und Cryptowars

Nach Thailand – San Francisco, Taiwan – San Francisco und Hamburg – San Francisco nun endlich der erste reguläre Berlin – San Francisco-Podcast. Leider mit einem etwas schrottigem Mikro und lauwarmer Bandbreite auf Seiten von mspro, aber es ist ein Anfang.

Wir reden über amerikanische Autoverkäufer, den Anschlag auf Charlie Hebdo, Pegida, Pegada, Legida Dingsgidadadada, etc. Außerdem über die Crypto Wars und was da eigentlich hintersteckt.

Richtige Shownotes gibt es nicht, aber dafür ein paar nützliche Links:

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25 Gedanken zu „WMR91 – Autos, Nazis und Cryptowars

  1. Max Argumentation zu Pegida wird in einer WRINT-Folge aus der Reihe „Politikunterricht“ in gut 1 1/2 Stunden schön aufgedröselt (http://www.wrint.de/2014/12/31/wr378-pegida-fremdenhass-als-symptom/) – Als Anlass für die Abstiegsängste kann man beispielsweise die stetig sinkenden Rentensätze, die Steigenden Zahlen von Rentnern und Arbeitslosen die aufstockende Leistungen in Anspruch nehmen müssen und die Konsequenzen aus den Hartz Reformen, also beispielsweise das Abrutschen auf Grundsicherungsniveau nach einem Jahr ALG1 und der Zwang, vorher alle Ersparnisse aufzubrauchen und beispielsweise Wertgegenstände, Autos etc. veräussern zu müssen.
    Schade finde ich es, dass es immer wieder sehr schwierig ist, diese Hintergründe als Analyse anzubringen, ohne gleich als „Pegida-Versteher“ abgestempelt zu werden und unterstellt zu bekommen, man wolle den offen zur Schau gestellten Fremdenhass legitimieren oder verharmlosen. Das sind meiner Ansicht nach zwei komplett unterschiedliche paar Schuhe. Persönliche Abstiegsängste sind NIE eine Legitimation nach unten zu treten. So lange diese Debatte aber nicht sachlich geführt werden kann fürchte ich, dass man von der Politik nichts anderes erwarten darf als „mit Pegida reden“ als „Pegidas Forderungen ernst nehmen und ihnen so den Wind aus den Segeln nehmen“ umzusetzen. Am Grundproblem wird sich dadurch nichts ändern, und wenn in Sachsen kein einziger Flüchtling mehr wohnt werden sie ihre latente Angst halt auf den nächsten Sündenbock lenken.

    • Sehe ich neben Max anderen Argumenten ganz genau so.
      Zudem halte ich systematische Nazistrukturen in der DDR für eine absolut waghalsige Argumentation. Sicher wurde die Nazi-Vergangenheit in der DDR nicht so aufgearbeitet, wie in der Bundesrepublik, aber allein die politischen Strukturen im Westen waren viel durchsetzter von ehemaligen NSDAP Mitgliedern als es im Osten der Fall war. Gibt es für diese Theorie auch irgendwelche Studien oder Hintergrundgeschichten?

    • Ich empfand die angesprochene WRINT Folge auch eine der besten Veröffentlichungen zum Thema PEGIDA. MSPRO sollte mal ein oder zwei Artikel weniger lesen und sich das mal anhören, es könnte nochmal einen neuen Denkanstoß liefern.

  2. Was für eine erbärmliche Diskussion.
    „Ich bin dafür, dass alle die bei Pegida demonstrieren, direkt von ihrem Chef gefeuert werden“

    Ernsthaft jetzt ?

    • Das klang auch für mich nach unreflektiertem Gebrabbel aus der Digital Bohemien Filterbubble. Geben wir den Rassisten gleich einen Freifahrtschein in die Kriminalität, oder wie soll ich das auffassen? Und wenn man niemanden aus der betroffenen Bürgerlichen Mittelschicht kennt, kann man natürlich auch fundiert über deren Existenzsorgen und Zukunftsängste abranten. Ein Tiefpunkt dieses Podcasts…

  3. Der Soziologe Prof. Dieter Rucht vom Wissenschaftszentrum Berlin verwies im Gespräch mit FAKT darauf, dass zwei Drittel der von den Dresdner Forschern angesprochenen Demo-Teilnehmer sich geweigert hatten, mit den Wissenschaftlern zu reden. Aussagen über die Motive hätten letztlich nur „die Sanften, die Jüngeren, die Freundlicheren“ gemacht. Aus ihren Angaben Schlussfolgerungen über die Einstellungen des durchschnittlichen Pegida-Anhängers zu ziehen, sei problematisch. Prof. Sabrina Zajak von der Ruhr Universität Bochum sagte FAKT, das größte Manko der Studie sei „der mögliche Mangel an Repräsentativität“.

    http://www.mdr.de/fakt/fakt_pegida_studie_kritik100.html

  4. Bin beim Thema Pegida voll bei Max. Ich kenne Menschen, die man auf solchen Demos finden könnte und das sind einfach keine Nazis. Das sind einfach nur arme Schweine, die den Grund für ihr Unglück bei den falschen suchen (woran Medien und Politik ja auch jahrzehntelang fleißig gearbeitet haben).

    Natürlich gibt es da auch ganz stramme Rechte (und ich vermute das gilt auch für die Organisatoren), aber diese Verallgemeinerung halte ich für eine ziemlich faule und nicht sehr hilfreiche Analyse. *Natürlich* muss man versuchen mit *jedem* zu reden und nach den Gründen suchen. Ich sehe diese ziemlich klar in sozialen Ängsten (oder auch in schon ganz real erlebten persönlichen Geschichten).

    Selbstverständlich sollte man nicht die Forderungen dieser Leute ernst nehmen (oder denen politisch irgendwie entgegen kommen), aber die Menschen selbst muss man ernst nehmen, denn die gehen nicht weg und wachsen nach.

    Und Fremdenfeindlichkeit ist auch nicht naturgegeben, sondern wird gelernt.

  5. Freiheit statt Angst hat zu besten Zeiten ein Vielfaches am Menschen mobilisieren können, als Pegida heute. Damals hat sich allerdings kein Innenminister hingestellt und gefordert, dass man die Sorgen der Menschen ernst nehmen sollte.
    Warum auch – welche Regierung verzichtet schon gerne auf Machtinstrumente. Schärfere Asylgesetze hingegen tun weder Spitzenpolitikern noch Wählern wirklich weh. Trifft halt nur ein paar arme Asylanten, die hier doch sowieso nicht willkommen sind.
    Leute feuern, weil sie bei Pegida mitmarschieren? Davon träumt Pegida doch. Also wenn ich Pegdia wäre, würde ich das tun. Dann wären meine Anhänger noch frustrierter und ich hätte es noch einfacher. Applaus für den Wolfgang Bosbach der Podcastszene. Aber mal ernsthaft. Ich bin eher bei Max und glaube, dass wir uns endlich Gedanken darum machen sollten, ob wir die Utopie Vollbeschäftigung weiter durch 1-Euro-Jobs am Leben halten wollen oder ob wir unsere Sozialsysteme fit für die fortschreitende Vollautomatisierung machen wollen.

    Eine Sache noch – Ich lebe in Indonesien und ich kann Max Beobachtungen im Zuge der Anschläge von Paris teilen. Auch hier wurde der Anschlag eher zur Kenntnis genommen und selbst unsere Fundamentalisten waren erstaunlich zurückhaltend. Immerhin hat Indonesien die größte Moslemische Bevölkerung. Ich vermute mal, das liegt auch an dem Absturz der Airasia Maschine, der auch einen Monat danach in keiner Nachrichtensendung fehlen darf.

    Übrigens – Danke für euren Podcast.

  6. Pingback: Die letzten und nächsten 24h, Mittwoch, 28.01.2015 | die Hörsuppe

  7. Max hat wirklich sehr gut argumentiert hier. Interessant ist, wie sich sein Blick aus größerer geografischer Entfernung verändert hat. Was er zur Durchsetzbarkeit eines generellen Kryptoverbots gesagt hat, klang erschreckend plausibel für mich. Was für eine dystopische Horrorvision!

    • Ich sehe deinen Punkt, aber nicht, wie sich daraus ein Gegenargument ergeben soll.
      Es gibt aus diversen Gründen eine höhere Anfälligkeit für fremdenfeindliche Argumentationen im Osten des Landes. Dies ergebit sich einerseits aus historischen und gesellschaftlichen Strukturen, wie es beispielsweise die genannte Artikel erwähnen (von provozierenden, das System angreifenden Gedanken über den Fakt, dass es in der DDR kaum wirkliche Einwanderung gab), andererseits aus der deutlich schwächeren ökonomischen Position der ArbeitnehmerInnen in Ostdeutschland um in Max‘ Argumentation zu bleiben, also beispielsweise Themen wie Renten oder Lohngefälle.
      Ich denke es ist wichtig, die Komplexität des Phänomens nicht zu unterschätzen. Strukturelle Unterschiede, die auch heute noch zwischen Ost und West bestehen, führen dazu dass Menschen in den „neuen Bundesländern“ anfälliger für diese leichten Antworten sind. Seien dies eine Gewöhnung an fremdenfeindliche Argumentationen über die letzten Jahrzehnte, die ekelhafte Politik der CDU in Sachsen allgemein, Lohn- und Rentenunterschiede oder die Tatsache, dass Fremdenfeindlichkeit besonders dort gedeiht, wo es kaum Fremde gibt – Stichwort Anteil der Muslime in Sachsen. Auf der anderen Seite fand HoGeSa als Anfang des medialen Hypes dieser Bewegung eben nicht in Dresden sondern im bunten westdeutschen Köln statt. Der NSU hatte seine Mitstreiter nicht nur aus den neuen Ländern, sondern war auch in NRW (auch hier allein 2mal in Köln), Bayern, Bawü und co aktiv. Ich selbst wohne seit bald einem Jahr in Dortmund, hier sitzt die Partei „die Rechte“ im Stadtparlament, wurde die Wahlparty von Nazis gestürmt, wird versucht über die Stadtverwaltung abzufragen in welchen Stadtteilen besonders viele Muslime oder Juden wohnen… Oder man google nach „Kameradschaft Aachener Land“ mit starken Aktivitäten um die Region Stolberg.
      Ich finde es schade, dass sich hier unterschiedliche Interpretationsansätze an den Kopf geworfen werden und daraus ein „entweder oder“ entsteht. „Entweder, du unterstützt die These dass es die Rechten in Ostdeutschland viel leicht haben als im Westen oder deine gesamte weitere Argumentation ist illegitim.“ Ich habe die Folge in dieser Hinsicht mit sehr starkem Bestürzen gehört, beispielsweise bei der Forderung alle Pegida-Demonstranten zu kündigen. Ich würde rational befürchten, dass dies nur dazu führt, die betroffenen Personen noch weiter zu radikalisieren – würde aber ob der hier abgebildeten Debatte schlicht als Pegida-Versteher abgebügelt. Ich glaube nicht, dass dies Basis für eine weiterführende, Handlungskonzeptionen entwickelnde Debatte sein kann.

  8. Bei Pegida ward ihr ja nun doch nicht soweit voneinander weg, wie zunaechst gedacht. Meiner Meinung hat Micha sehr Recht mit der strukturellen Analyse beim Thema Rechtsextremismus. Ich bin in der sächsischen Provinz aufgewachsen und habe bis 2008 in einer etwas weniger provinziellen Gegend nahe Dresden gewohnt. Das größte Problem in den 90igern war staatlicherseits die akzeptierende Jugendarbeit, was in vielen Teilen zur Übernahme der Jugendclubs durch Rechte geführt. Das hat sich in den 2000ern zum Glück wieder geändert. Hinzu kam eine CDU, die bis zum Einzug der NPD in den Landtag schlicht geleugnet hat, dass Sachsen ein Naziproblem hat. Die Liste kann man fortführen. Das hat dazu geführt, dass in Sachsen eben sehr stabile Nazistrukturen gibt, die seitens der Politik nicht bekämpft wurde. Im Gegensatz zur linken Subkultur. Das heißt nicht, dass es in anderen Gegenden Deutschlands nicht auch krasse Nazistrukturen gibt, aber dort gibt es ein wesentlich stärkeres gesellschaftliches Gegengewicht. So erlebe ich das jedenfalls in meinem jetzigen fränkischen Wohnort.

    Pegida ist imho vor allem eine völkisches Bewegung, die massiv von Neonazis gesteuert wird. Aber keiner der dort hingeht, macht das nicht im vollem Bewusstsein wem er sich da anschließt. So doof ist keiner.
    Ich stimme Micha zu, dass Gegendemos notwendig und wichtig sind. Ich finde, man sollte sich über diese Leute noch sehr viel mehr lustig machen. Ich habe für die keinerlei Verständnis. Wer seine, wie auch immer berechtigten oder unberechtigten Ängste auf Schwächere projeziert, ist ein schlechter Mensch.
    Ich würde mir auch wünschen, dass die Medien aufhören, über Pegida weiter in der aktuellen Form zu berichten. Warum soll man diejenigen, die sich dem Diskurs verweigern, eigentlich nicht aus dem Diskurs ausschließen?
    Die sozialen Probleme, die Max beschrieben hat, sind bekannt. Davon reden die Linken seit Jahren, und zwar ohne den ganzen rassistischen Scheiß, den Pegida da reinrührt. Um diese Probleme anzugehen, muss man nicht mit Pegida reden, sondern Politik für ein gutes Leben für alle machen. Aber Pegida wäre auch bei eigener sozialen Absicherung nicht weniger rassistisch, aber ob die dann auf dem Sofa sitzen oder dann was anderes machen, sei mal dahingestellt.

  9. MS hatte ein sehr pauschales und homogenes Bild von den Demonstranten, Max nicht. Daran hängte sich die ganze Diskussion auf. Maxens Ausführungen zu Befindlichkeiten und Problemen in Ost-Dtl. waren sehr präzise. Allerdings wurden diese Probleme (soweit mir bekannt) kaum auf den Demos angesprochen. Banner gg. Ausländer und die „Lügenpresse“ dominierten.

    Noch einige Bemerkungen:

    MS: „Das sind alles Leute, die aus der Mittelschicht kommen.“

    War es wohl nicht – siehe auch:
    http://www.sueddeutsche.de/politik/pegida-wo-nur-die-wut-zaehlt-1.2316573

    MS: „Diesen Existenzkampf sehe ich dort (im Osten) einfach nicht.“

    Dann empfehle ich diesen Bericht über Niedriglöhner in Mecklenburg:
    http://www.ardmediathek.de/tv/Reportage-Dokumentation/Kritisch-reisen-2-R%C3%BCgen-Armenhaus-m/Das-Erste/Video?documentId=26058664&bcastId=799280

    MS: „Wenn Leute auf die Straße gehen, weil Sie Angst haben, das es ihnen irgendwann schlechter gehen könnte, dann finde ich das nicht berechtigt.“

    Haarsträubend! Demnach wären die Proteste gegen ACTA, die MS flammend unterstützte (http://mspr0.de/?p=2810), auch nicht berechtigt. Die Leute wären ja erst in der Zukunft davon betroffen gewesen.

    MS: „Ich finde, das Arbeitgeber, die ihre Leute dort auf diesen Pegida Demos identifizieren, sollten die sofort vor die Tür setzen.“

    Serviceidee für die Sächsische Polizei: Schnittstelle für Arbeitgeber zu den abgefassten Handydaten bei Demos anbieten. Nur so kann die Überwachungslücke zwischen Staat und Arbeitgebern erfolgreich geschlossen werden. (Ironie aus)

    MS: Abhandlung über Neonazi-Strukturen in Sachsen

    Ja, diese Strukturen und fremdenfeindlichen Haltungen gibt es. Sie sind jedoch kein Argument dafür, das Pegida Demonstranten alleinig aus rassistischen Gründen demonstrieren.

    MS: „Na ja, dann verdient man halt ein bissl weniger (im Osten)…“

    Weniger Gehalt = weniger Rente = mehr Pegidarentner

    MS: „(Ossis haben) aber auch nur die Hälfte an Lebenshaltungskosten …“

    Facepalm! Wenn das so wäre, würden Berliner nur in Brandenburg einkaufen.

    Hinweis an MS: einfach mal durch Ostdeutschland reisen und mit Leuten reden. Die dortigen Lebensbedingungen scheinen dir eher unklar zu sein – oder egal. So ganz kann ich deine Bemerkungen im Podcast nicht deuten.

  10. Scheiß auf Pegida. Diese Idioten muss man auslachen (NICHT ignorieren) – ich bin da ganz bei Holgi.

    Egal, zu Wichtigerem – nämlich Auto fahren. Das Ding, dass die Versicherungen die Bremsverhalten der Autofahrer auslesen gibt es ähnlich auch bei Car2Go. Da kann man Bäumchen sammeln und kriegt Punkte je sparsamer man fährt. Das schließt nicht nur das Bremsen ein, sondern auch das Gas geben.

    Dieser Gamification-Effekt, den man auch bei der Versicherung hat, hat aber eben den Effekt, dass wahrscheinlich MEHR Unfälle passieren werden, weil die Leute unbewusst weniger stark bremsen als sie sollten, wenn’s drauf ankommt.
    Das ist keine bewusste Enscheidung („ich fahr dem lieber hinten drauf, als stärker zu bremsen sonst geht meine Versicherung hoch“), sondern läuft komplett unterbewusst ab.
    Das ist halt grad das gefährliche an diesem Gamification-Krams. Die Idee und Intentation mag ja gut und nobel sein, aber Menschen gewöhnen sich dran und hinterfragen irgendwann gar nicht mehr warum sie bestimmte Sachen machen…

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