WMR107 – Weisen des Weltuntergangs

Ich (mspro) war fucking müde. Ich hatte erst Seminar, danach den Ausschuß im Bundestag. Und trotzdem haben wir noch einen über dreistündigen WMR gemacht. Ich hoffe, man sieht mir meine Fahrigkeit nach.

Wir haben über so vieles geredet, doch am Ende kamen wir immer wieder auf Trump. Trump, Trump, Trump. Sorry, dafür. Hier ein paar Links:

10 Gedanken zu „WMR107 – Weisen des Weltuntergangs

  1. Ich denke auch, dass „Fake-News“, „postfaktisch“ und „Filterblase“ keinen guten Kategorien sind um die gesellschaftliche Realität zu diskutieren. Sascha Lobo hatte diese Woche in seiner Kolumne den Begriff „Fake-News“ aufgedröselt (im Zusammenhang mit Forderungen seitens der Union Desinformationskampagnen strafrechtlich zu verfolgen). Ich denke da zeigt er sehr gut warum so ein allumspannender Begriff Dinge vermengt, die teilweise wenig miteinander zu tun haben. Propaganda, Zuspitzung, Satire, Lüge, Unsinn, Meinung, Werbung usw. sind bessere Begriffe.
    http://www.spiegel.de/netzwelt/web/gegen-fake-news-hilft-kein-gesetz-kolumne-a-1125878.html

    Ein anderer Artikel, der versucht ein wenig Aufregung aus der Sache zusammen ist von Andrea Schaffar. Sie sagt wir haben vor allem ein bildungs- und medienpolitisches Problem. Ich denke sie hat in vielen Punkten recht. Vor allem, dass wir uns als Gesellschaft immer noch in einer Lernphase befinden (insofern hatte Frau Merkel mit ihrer Neulandbemerkung damals recht)
    http://scienceblogs.de/sociokommunikativ/2016/12/02/postfaktische-filterblasen/?all=1

    Ich habe früher auch Telepolis gelesen und fand das auch damals schon teilweise zu sehr verschwörungstheoretisch. 2009 habe ich dann angefangen mich ernsthaft damit zu beschäftigen was es alles an VTen gibt. Der Auslöser war eine junge Frau, die ich auf dem Weg zur Freiheit-statt-Angst-Demo traf und die mir erzählte, dass sie seit ein paar Wochen nur noch Youtube guckt und ihr jetzt wirklich die Augen geöffnet wurden. Die hat wirklich alles geglaubt, was man so glauben kann. Von 9/11 über Chemtrails bis hin zum Codex Alimentarius, alles was auch nur annähernd wie eine VT aussah, hat sie für bare Münze genommen. Sie war wirklich schockiert wie schlimm das alles ist. Sie war sicher nicht dumm. Ich habe in dem Gespräch nur genickt und gelegentlich „aha“ gesagt, aus Höflichkeit weil mir klar war, dass sie Unsinn erzählt, auch wenn ich die Hintergründe der jeweiligen VT nicht kannte. Als ich wieder zu Hause war, hab ich geschaut was es damit auf sich hat. Es wäre auch für die Frau ein Leichtes gewesen diese Informationen abzurufen, hat sie aber nicht getan, weil sie womöglich gar nicht auf die Idee kam. Confirmation bias und der Wunsch nach einfachen Antworten kann eben doch sehr stark sein.
    Und wenn man sich Leute anguckt wie Impfgegner, manche Homöopathen und andere, dann sind all diese Strategien rund um die sog. „Fake-News“ nichts Neues. Ich führe seit 10 Jahren Gespräche (im Netz und persönlich) über die tatsächlichen Vor- und Nachteile von Gentechnik und habe am Ende mehr als einmal zu hören bekommen, dass ja alles was ich sage schlüssig klingt und ich möglicherweise recht hätte, aber man würde doch lieber bei seiner Meinung bleiben. Ich hätte nie erwartet, dass jemand sofort seine Meinung ändert, aber oft ist gar nicht der Wille da sich tatsächlich jenseits der Panikmache von einigen Organisationen und Parteien zu informieren. (Ich würde das was Teile der Grünen und manche Umweltverbände zu Gentechnik erzählen auch unter „Fake-News“ zählen, wenn der Begriff nicht so doof wäre.)

    Und was „Fake-News“ im Sinne ausgedachter Meldungen angeht: Lest mal Illustrierte beim Friseur. Kein anderes Medium schreibt soviel Ausgedachtes auf sehr viel Papier jede Woche. Es ist halt keine Politik aber im Internet würde man das Clickbaiting nennen.

  2. Gute Diskussion. Anregend.

    Aber Leute, Leute. „Trump würde ein Kind überfahren lassen, wenn es ihm gefällt.“

    Wäre es nicht sinnvoll, sich in der Auseinandersetzung mit Donald Trump derselben affektiven Reaktionsmuster zu enthalten, für die Ihr die Gegenseite immer kritisiert?

    • Ja, das stimmt, der Vergleich war sehr schlecht. Mir ist in dem Moment nichts besseres eingefallen, und ich hätte ihn nicht bringen sollen. Ich hätte sagen sollen „Er würde sogar ein Baby aus einem Stadium werfen lassen, weil es weint.“

      • Ja, die Aussage wäre sicherlich passender gewesen. Zumal Donald Trump genau das in seinem Wahlkampf ja auch mal auf einer seiner Rollen gesagt hat.

        Da Ihr beide euch ja offenkundig recht intensiv mit der Präsidentschaftswahl auseinandersetzt und insbesondere Michael sogar viele recht spezifische US-Podcasts hört (Planet Money, FP Editor’s Roundtable etc.) Möchte ich gerade Michi die folgende Diskussion sehr empfehlen:http://iop.harvard.edu/get-inspired/campaign-managers-conference/campaign-president-managers-look-2016

        Ich bin ein echter US-Nerd und verfolge Geschichte, Kultur und Politik des Landes auch abseits von aktuellen Präsidentschaftswahlen schon seit Jahren mit großem Interesse, war schon mehrmals da und höre genau wie Michi auch sehr viele amerikanische Podcasts.

        Ich habe mir alle der sich hinter dem obigen Link verbergenden Diskussionen angehört, aber das muss man gar nicht, denn dringend ans Herz legen möchte ich Euch vor allem die Diskussionen zu den Republican Primaries und zur General Election. Diese sind m.E. mit das Beste, was ich in Bezug auf Analyse des US-Wahlkampfs in diesem Jahr gehört habe. Dringende Empfehlung!

        Frohe Weihnachten und einen guten Rutsch!

  3. Die Digitale Grundrechte Charta ist sicher keine Glanzleistung, sondern war ein zäher Kompromiss verschiedener Interessenseinflüsse auf den kleinsten gemeinsamen Nenner nach langen Auseinandersetzungen. Diese sind glaube ich keine Forderungen sondern eher Vorschläge, wenn auch unpräzise und nicht immer gut. Ich frage mich warum Herr Seemann nicht in die Gespräche involviert war, fällt es doch in sein Themengebiet? Vielleicht ist jemand der getötete Zivilisten als Kollateralschaden von Drohnenangriffen gegen den vermeintlichen Nutzen abwägt bei Diskussionen um Grundrechte jedweder Art disqualifiziert? Dazu passt dann auch das vorschulartige Gegackere.

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