WMR170 – Während des Capitolsturms

Ja, richtig gelesen. Exakt während in Washington D.C. das Capitol gestürmt wurde, nahmen wir die Sendung auf. Merkt man (wir) erst gar nicht, daher ranten wir erstmal wieder anderthalb Stunden über Corona-Politik und Berichterstattung. Aber dann reden wir doch ein wenig darüber, auch wenn wir in dem Moment die Lage kaum überblicken.

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9 Gedanken zu „WMR170 – Während des Capitolsturms

  1. Erstmal Frohes neues! Finde den podcast weniger gelungen, teilweise irgendwie so klügscheißer „I told you so“ Attitüde, alle doof nur ihr nicht. War vor erst mein letzter Podcast von euch. Vllt habe ich aber gerade einfach nur schlechte laune oder ihr hattet schlechte laune.

  2. Ich bin grade bei Stunde 1:55 und möchte euch ein dickes fettes Danke aussprechen.

    Irgendwie schafft eure Diskussion (und das betrifft die Veröffentlichungen der letzten Monate) mein Gefühle in Worte zu fassen.

    Ich war noch nie so „Politik-verdrossen“ wie heute… Und das macht mich fertig, weil ich das nicht sein will. Aber:

    Warum wurden so offensichtliche Maßnahmen nicht frühzeitig ergriffen? Warum wurden nicht bereits im Sommer entsprechende Stragegien erstellt?
    Warum muss die Strategie, wie mit Kita-Schließung/Notbetreung verfahren wird in der ersten Januar Woche erfolgen und nicht schon im Dezember, als der Verlauf schon absehbar war?

    Ich bin dankbar, dass ich mich mit meinem Verdruss nicht alleine fühle.

    Das folgende ist „rant“

    Beispiel aus unserer Gemeinde: Wir haben heute (08.01, Freitag) um 10.30 den Antrag auf Notbetreung für den folgenden Montag zugeschickt bekommem. Ab 12 fällt Freitags bei der Bearbeitung der Hammer.

    Gleichzeitig: Am Montag dürfen nur die Kinder zur Krippe/Kindergarten gebracht werden, die diese Woche bereits in Notbetreung waren. Die Eltern, die ihre Kinder diese Woche NICHT in die Notbetreung gegeben haben, haben dies freiwillig getan, haben deswegen z.T. extra Urlaub genommen und müssen nach dem derzeitigen Stand auch bezahlen. Also versuchen aus dem Urlaub heraus den Arbeitgeber kontaktieten. Gegen Freitag Mittag.

    In dem Antrag von Freitag 10.30 Uhr wird ein Nachweis vom Arbeitgeber velangt, alles kann per email eingereicht werden (yay!)

    Aufgrund vorheriger Mitteilungen haben sich die Eltern entsprechende Nachweise bereits am Mittwoch, drei Tage vor erhalt des Formblattes ausstellen lassen …

    … but no! Es wird unbedingt das vom Arbeitgeber ausgefüllte Formblatt von Seite 4 der pdf benötigt… das die Eltern am Freitag gegen 10.30 erhalten haben… auch per mail

    Frühestens Montag werden die Anträge bearbeitet, dann sieht man weiter… Dabei geht es bei vielen Eltern um jeden Arbeistag.

    …. möp

  3. Aus einer Ampulle Impfstoff 6 statt 5 Spritzen zu ziehen war ja bereits gängige Praxis und wurde nun auch offiziell zugelassen. Ganze 7 Spritzen zu ziehen halte ich aber für populistisches Gerede, weit fern von der Praxis aufgrund von Todraum in der Ampulle und Verlusten. Leider zieht sich das durch den Podcast.

    Ihr Arbeitet euch an deprimierenden Themen wie Corona etc. ab, zeigt euer Unverständnis was alles schief läuft aber eure Gegenposition ist oft wenig hilfreich oder gar konstruktiv, machmal sogar schlicht genauso falsch. Die angespannte Stimmung zur Zeit wird damit auch nicht besser, das brauche ich nicht noch als un­fun­dierten Podcast mit oft allzu technischer Sichtweise.

    • Ich muss dem leider zustimmen: diese Episode war erschreckend voll von etwas, das man nicht mal mehr Halb- sondern besser Viertelwissen nennen sollte. Die Geschichte von den 7 entnehmbaren Dosen, die in Wahrheit nur rechnerisch entnehmbar sind, während praktisch 6 realistisch entnehmbar sind, was auch schon vor der offiziellen Genehmigung, die recht schnell erfolgte, praktiziert wurde, ist da nur ein Punkt.

      Die nächste hanebüchene Idee ist die, BioNTech mit Geld zuzukippen, und zu erwarten, dass das irgendwie magisch für schnellere Impfstoffproduktion sorgen würde. Das hätte vielleicht was geändert, hätte man das im Februar oder März 2020 gemacht – denn dann wäre noch genug zeitlicher Vorlauf gewesen, um dieses Geld nicht nur in weitere Fabriken, sondern auch in eine Expansion der ganzen Zuliefererkette umzusetzen, bei unendlicher Geldmenge kann man sich das erhebliche Risiko, dass das alles für die Katz ist, ja leisten. Aber zu der Zeit hätte man eine solche Aktion in diesem Podcast hier ziemlich sicher noch für „fucking kapitalistische Verschwendungsscheiße“ gehalten (und da wäre sogar ein Körnchen Wahrheit drin gewesen, denn es bestünde bei so einer Aktion die reale Gefahr, dass man am Ende bei einem Fehlschlag einer Impfstoffentwicklung durch Fehlallokation von Ressourcen den letztlich erfolgreichen Stoffen wichtige Produktionskapazitäten unter der Nase weggeschnappt hätte). Später dann, im Sommer, als erste Testergebnisse die Vermutung nährten, dass der BioNTech-Stoff nicht nur ein Gag eines kleinen Biotechs wird, sondern eine echte Chance hat, einer der Frontrunner zu sein, da hatte BioNTech effektiv schon so etwas wie einen Scheck mit frei ausfüllbarem Summenfeld in der Hand: der Börsenkurs hatte sich da nämlich derart gut entwickelt, dass die Firma im Handumdrehen mal eben über 500 Millionen $ in einer Kapitalerhöhung einsammeln konnte, und das sogar, obwohl der Preis ihrer Aktien zum Zeitpunkt der Erhöhung deutlich unter den Preis gefallen war, für den die neuen Aktien ausgegeben wurden (das heißt, obwohl sich Aktionäre billiger bestehende Aktien am Markt hätten besorgen können, haben sie bei den neuen zugegriffen, um der Firma frisches Geld in die Kasse zu spülen. Das drückt nicht nur enormes Vertrauen in den zukünftigen Wert dieser Anteile aus, sondern auch, dass die Investoren offenbar äußerst überzeugt von der Idee waren, dieser Firma mehr frisches Geld hinterherzuwerfen). Kurz danach, im September, erwarb BioNTech dann auch das Werk in Marburg von Novartis, das jetzt im Februar oder März in Betrieb gehen soll. Und das ist keine leere Halle gewesen, sondern ein bereits für pharmazeutische Produktion gerüsteter Standort. Jetzt kann man sich also ausdenken, wie viel früher BioNTech mit den erwähnten unendlichen finanziellen Mitteln hätte zugeschissen werden müssen, um zum jetzigen Zeitpunkt bereits signifikant mehr Produktion am Laufen zu haben. Tipp: man landet irgendwo bei Februar oder März letzten Jahres. Da zum jetzigen Zeitpunkt (oder sei’s auch im Oktober wie im Podcast vorgeschlagen) noch irgendwas mit riesigen Geldmengen reißen zu wollen zeugt von enormer Naivität. Ich mein, go ahead, meinen BioNTech-Aktien würd’s sicher nicht schaden, aber es wird halt kurzfristig nichts an der Verfügbarkeit ändern, die ist begrenzt durch die späte und zu vorsichtige Bestellung der EU, wodurch der Anteil der EU an der seit längerer Zeit relativ fixen Menge produzierter Dosen halt geringer ist als er hätte sein können, und diese Gesamtmenge ist durch die verfügbaren Produktionsstandorte und Rohstoffe begrenzt.

      Dann redet ihr davon, dass man sich schon zwanzig Jahre auf diesen Fall eines SARS-Virus vorbereitet hätte und daher die mRNA-Technologie schon bereit gestanden hätte, was leider auch grob falsch ist: in die Technologie floss zwar schon über eine Dekade an Forschungsarbeit, aber an Impfstoffe wurde dabei eher am Rande gedacht, die avisierten Anwendungsfälle waren eher individualisierte Krebsmedikamente. Sowohl BioNTech als auch Moderna forschten vor allem in dieser Richtung seit Jahren, bevor beide zu Beginn dieses Jahres kurzerhand auf Impfstoff umpriorisiert haben. Die Wahnsinns-Leistung ist daher eher weniger die weise Voraussicht vor zehn Jahren, dass da mal so ein pandemisches Virus uber die Welt kommen würde, das man mit einem neuartigen Impfstoff in den Griff kriegen könnte, sondern viel mehr der schnelle und entschlossene Pivot beider Firmen. Das gilt umso mehr, als dass das aus Risiko-Sicht absolut kein No-Brainer war, mal eben von individuell in winzigem Maßstab produziertem neuartigen Krebsmedikament auf in riesigen Massen zu produzierendem neuartigen Impfstoff gegen ein neues Virus umzuschalten, und das, wo die grundlegende Technologie noch in keinem Bereich ein marktreifes Produkt hervorgebracht hatte. Ich habe irrsinnigen Respekt vor den Eiern, die die Leiter beider Firmen da bewiesen haben, und vor der nahezu perfekten Ausführung dieses Pivots. Die Voraussicht beschränkte sich aber auf etwa einen Monat, das war die Zeit im Januar/Februar, in der viele noch dachten, das Coronading da werde schon nicht aus China rauskommen.

      Und der Idee, dass wir rein durch Beschleunigung der Produktion im März an einem Punkt sein werden, an dem Verfügbarkeit von Impfstoff kein Problem mehr sei, sondern nur noch die Frage, wie schnell man das in die Arme der Leute kriegt, würde ich die These entgegen stellen, dass wir jetzt bereits an diesem Punkt sind, und dass wir von Glück reden können, wenn wir im März NICHT mehr an diesem Punkt sein sollten, sondern hoffentlich endlich die Verfügbarkeit von Impfstoff das beschränkende Element ist. Denn im Moment ist die Steigerung der Rate an Impfungen pro Tag praktisch null, was ein ernüchternder Korridor ist, den wir spätestens mit Verlassen der Weihnachts- und Silvesterzeit langsam mal hätten nach oben hin durchbrechen sollen. Impfstoff kommt derzeit deutlich schneller an, als er verimpft wird, und die politischen Entscheidungsträger reden sich momentan alle damit raus, es werde ja so wenig geimpft, weil so wenig Impfstoff da ist. Das ist jetzt schon falsch und fatal, denn so hat keiner eine Motivation, da irgendwas zu beschleunigen, bis es irgendwann nicht mehr übersehbar ist, dass sich das Zeug in den Depots stapelt, und dann wird schlagartig politischer Druck entstehen, die zu Impfungen zugelassenen Teile der Bevölkerung deutlich auszuweiten, dem irgendwann nachgegeben wird, was ein riesiges Chaos und eine quälende Debatte auslösen wird um die Frage, ob man lieber strikt die Reihenfolge einhält oder besser etwas chaotischer, aber insgesamt schneller impft, auch wenn dann ein paar Omas nicht mehr priorisiert versorgt werden, sondern mit dem großen Pulk in der Traube vor dem Impfzentrum stehen.

  4. Die Diskussion das Geschehen im Büro und in der Industrie weiter herunterzufahren hat die vergangenen Tage ja nochmal an Fahrt aufgenommen.. Hier eine schöne aktuelle „Exposition“ (Informationen am Mittag, DLF) wie die „Gegenseite“ argumentiert. Wirklich bemerkenswert… und beinahe etwas gruselig:

    https://ondemand-mp3.dradio.de/file/dradio/2021/01/11/homeoffice_pflicht_interview_michael_huether_institut_dlf_20210111_1216_4c3534c5.mp3

  5. Danke für die interessante Diskussion wieder & alles Gute für 2021!

    Am Ende des CoVID-Blocks redet ihr über die 3 Innovationen aus der Biotech (CRISPR/Cas als „Editor“, Alpha-Fold als „Compiler“, mRNA-Impfung als „Deployment“), mit denen sich eurer Meinung nach „noch ganz andere Möglichkeiten auftun“. Hierzu fällt mir eine historische Parallele zur Entwicklung von Betriebssystemen ein (konkret UNIX): https://youtu.be/pW-SOdj4Kkk?t=2095

    > Ken Thompson: At some point I realized … I was 3 weeks [away] from an operating system… 1 program a week: An editor to write code. An assembler to [run] the code. A kernel to call it an operating system. … 1 week, 1 week, 1 week and we had UNIX.

    Welche Auswirkungen das auf die Welt/Menschheit hatte, wissen wir ja 😉

    Dass nützliche Werkzeuge einer Sache zum Durchbruch verhelfen, scheint ja auch eine Konstante in der Menschheitsgeschichte zu sein. Daher lassen Rückblicke auf die Computerrevolution vielleicht gute Zukunftsprognosen für die Biotech und ihr revolutionäres Potential zu.

    PS: Als kleinen Vorgeschmack blicken wir auf die mRNA-Pipelines von Moderna & BioNTech: https://www.modernatx.com/pipeline & https://biontech.de/science/pipeline. Wenn auch nur die Hälfte davon nur halb so gut wie die Corona-Impfung ist, wird vieles gut.

    PPS: Der den o.G. Interview-Schnippsel umgebende Vortrag ist auch sehr interessant, aber: anders Thema.

    PPPS: Der Blog-Artikel, den ihr meint, ist https://berthub.eu/articles/posts/reverse-engineering-source-code-of-the-biontech-pfizer-vaccine/

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